Auswärtiges Amt düpiert Nachrichtenagentur dpa
Der dpa droht der Verlust eines prestigeträchtigen Auftrags. Laut "Kontakter" will das Bundesaußenministerium seine fremdsprachigen Textdienste künftig nicht mehr von dpa, sondern der Nachrichtenagentur dapd beziehen.
Das Westerwelle-Ministerium bekommt seit mehreren Jahrzehnten die dpa-Dienste in Spanisch, Englisch und Arabisch, um ihre diplomatischen Vertretungen über aktuelle Geschehnisse zu informieren. Im Januar hat das Auswärtige Amt erstmals in seiner Geschichte die Nachrichtenbelieferung im Rahmen eines Vergabeverfahrens ausgeschrieben. Offenbar will das Ministerium die fremdsprachigen Dienste nicht mehr von dpa beziehen, sondern vom Berliner Konkurrenten dapd. Dies erklärten dpa-Geschäftsführer Michael Segbers sowie dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner gegenüber dem W&V-Schwesterblatt "Kontakter" (EVT: 5.12.).
Segbers und Büchner stemmen sich vehement gegen den Wechsel. Sie bezweifeln die Qualität des dapd-Angebots, da der Dienst "keine internationale Erfahrung besitzt und seine Berichterstattung aus dem Ausland größtenteils durch das Übersetzen von AP-Texten bestreitet". Derzeit lässt die Nachrichtenagentur die Absicht des Außenministeriums laut "Kontakter" rechtlich prüfen. Die endgültige Entscheidung über die millionenschwere Etatvergabe könnte noch vor Weihnachten fallen. Offenbar nicht betroffen von der Auftragsverlagerung sind Fotos, Hörfunk- und Videobeiträge, die das Ministerium weiter von dpa beziehen will.
Verliert dpa den Etat, dürfte dies die Agentur auch finanziell schwer treffen. Denn das Ministerium soll der dpa für seine gesamten Dienstleistungen jährlich eine Pauschale im siebenstelligen Bereich bezahlt haben, heißt es in Regierungskreisen. Die Rede ist von zwei bis vier Millionen Euro. Zur Höhe der Pauschale wollte sich ein Sprecher der Nachrichtenagentur nicht äußern.
dpa und dapd liefern sich seit Jahren einen heftigen Konkurrenzkampf - mit wechselnden Erfolgen. So hat die Münchner Abendzeitung ihren Vertrag mit dpa für Ende 2013 gekündigt und will zu dapd wechseln. Dagegen setzt die Rheinische Post weiter auf dpa. Weder das Auswärtige Amt noch dapd wollen sich zu dem Sachverhalt äußern.