Erreà ist nun im Sponsoring-Himmel und fährt Sonderschichten. Auch wenn der Betrieb es nach Meinung von Experten kaum schaffen dürfte, rechtzeitig in hoher Stückzahl Trikots nachzuproduzieren, selbst wenn die Mitarbeiter Tag und Nacht arbeiten. Ähnliche Kapazitätsprobleme hatte 2004 schon Adidas, als das Unternehmen vom EM-Erfolg des Sponsoringpartners Griechenland überrascht wurde.  

Erreà rüstet auch Teams im Rugby und Volleyball aus, außerdem zahlreiche Fußball-Clubs in Italien, darunter die Erstligisten Atalanta Bergamo und Aufsteiger Delfino Pescara. Auch in England, in der Schweiz, in Polen, Portugal und den Niederlanden laufen Teams mit dem Erreà-Logo auf. Der größte Glücksgriff ist aber nun Island, obwohl die Zusammenarbeit, die 2002 begann, eher "aus der Not geboren" war, berichtet Sportberater Peter Rohlmann dem "Manager-Magazin". Der isländische Fußballverband KSI fand schlicht keinen Ausrüster. Erreà sprang ein, ohne große Hoffnung, dieses Sponsoring jemals zu refinanzieren. Für diese Treue bedanken sich die Isländer nun auf ihre Weise. Allerdings steigert die EM den Werbewert des Teams deutlich. Da bleibt es fraglich, ob sich Erreà das Island-Sponsoring in Zukunft noch leisten kann. 

Aktuell begleitet Erreà den Aufstieg der Isländer ohne große Marketingkampagne, auch auf der Unternehmenswebsite findet sich nur ein eher dezenter Hinweis auf die Merchandising-Artikel des Teams. In den sozialen Netzwerken gibt es eine Solidaritätskampagne der Marke unter dem Hashtag #BreakTheIce. Eine häufige Frage der Fans: Wo kann ich noch Trikots bekommen?

In der italienischen Sportpresse schaffte es Erreà auf die Titelseiten:

Versöhnliches Ende? Island-Kapitän Aaron Gunnarsson zeigt sich unter dem Hashtag #BreakTheIce mit einem Ronaldo-Shirt. Der hatte ihm zuvor nach dem Spiel den Trikottausch verweigert. Teamkollege Finn Borgasson (Augsburg) kaufte ihm schließlich eins. 

Und natürlich fehlt auf der Facebook-Seite von Erreà auch der Kult-Kommentator nicht:

Da ahnte Erreà noch nichts von dem Hype:

Das alles passt wunderbar zum Underdog-Image mit Herz. Ein Problem hat Erreà jedoch: Geht der Siegeszug so weiter, könnten im Halbfinale Island und Italien aufeinander treffen. Da ist ein Loyalitätskonflikt vorprogrammiert. 

Im Online-Shop von Erreá ist das Trikot ausverkauft.

PS: Die isländische Namensgebung ist speziell. Wer wissen möchte, wie sich sein Name in Isländisch auf dem Trikot macht, kann dies hier austesten. 


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.