
Audi ergattert Hauptrolle in Sex-Trilogie "50 Shades of Grey"
Vom Fan-Roman im Internet zum Millionen-Bestseller wurde "50 Shades of Grey" von E.L. James. Audi freut sich über Gratis-Werbung im Sadomaso-Roman.
Voll von Sadomaso und Sexspielzeug - aber angeblich haben es alle schon auf dem Nachttisch: Nicht nur Eva Longoria und Victoria Beckham bekennen sich zum Sex-Roman, der via Web zum Erfolg wurde. Angeblich reißt sich auch schon halb Hollywood darum, bei der Verfilmung dabei zu sein. Was das mit Audi zu tun hat?
Genug! Denn der Autobauer spielt in der Fanfiction-Story "50 Shades of Grey" beinahe eine größere Rolle als die Sexspielsachen, die reichlich Verwendung finden. Häufig fährt der A3 vor, gern aber auch mal der A3, R8 Spyder und der dicke Q7. Gratis und unwissentlich, wie Audi wissen ließ. Unwillkommen aber nicht: Das Buch hat sich allein auf Englisch bereits mehr als 30 Millionen Mal verkauft, Teil eins der Trilogie außerdem 1,2 Millionen Mal auf Deutsch (Goldmann) - nicht so oft vermutlich via Weltbild (W&V Online berichtete).
Wie der Audi in den Bestseller kam? Dieser Frage ging Adage nach. Das US-Branchenmagazin fand heraus, dass Autorin E.L. James selbst kein Audi-Fan ist - aber dass die Markenpolitik von Audi offenbar aufgeht: als Luxusklassewagen für anspruchsvolle Kunden mit Geschmack, Geld und Hang zu schnellen Autos.
Der Markenprofi Rob Donnell (Brand Arc) wird von "Adage" zitiert: "Das Productplacement war offenbar rein charaktergetrieben. Auto beschreiben eine Figur recht genau" - auf die Art kämen Marken oft schon früh in Bücher und Filme. Nur dass das heute jeder weiß und darum Geld fließt. Nicht bei "50 Shades of Grey" - dafür aber gibt es reichlich Werbung: Die Heldin des Romans freut sich, dass der A3, den sie geschenkt bekommen hat, einen tollen Schminkspiegel in der Sonnenblende hat - der habe ja in ihrem Beetle gefehlt. Mit seinen Frauen mache der Protagonist Grey allerhand schlimme Sachen, schreibt ein Fan im R8-Forum R8talk.com, "aber seinen R8 liebt er wirklich".
Den Marketing-Kommunikationsverantwortlichen von Audi USA freut der literarische Ruhm: "So was ist ein Zeichen dafür, dass die Marke kulturell relevant wird", sagt Loren Angelo. Allein hat er die Ehre aber nicht: Auch ein Saab 9-3 und ein Mercedes CLK kommen laut Adage gut weg. Nun bleibt abzuwarten, wie es in der Verfilmung aussehen wird. Universal hat die Rechte gekauft, wer mitspielt, ist noch offen - aber Audi hat seine Hauptrolle bereits so gut wie sicher.
Was Technikspielzeug angeht, sind die beiden Helden übrigens ganz flexibel: Sie benutzen Blackberrys und besitzen außerdem noch iPad, iPod und Macbook.
"50 Shades of Grey" gilt als "Mommy Porn" - Erotikliteratur für alternde Hausfrauen. Diese Zielgruppe hatte auch schon der schwülstigen Teenie-Vampir-Erotik-Saga "Twilight" zum Erfolg verholfen, die wiederum die Grundlage für das SM-Stück von E.L. James lieferte: Die Schauspielerin ist Fan der Reihe und veröffentlichte in Fan-Foren ihre Geschichte "Master of the Universe", in der "Twilight"-Schönheit Bella Swan eine unterwürfige Studentin und Bleichgesicht Edward Cullen kein Vampir, sondern der Chef mit Sadomaso-Allüren ist. Mit so großem viralen Erfolg, dass der Roman mit neuen Namen und neuem Titel nun ein Verkaufsschlager wurde - wenn er auch eher keine Literaturpreise verdienen wird, mutmaßen die Kritiker. Zu viele Klischees, zu flüchtig heruntergerissen.
Das Buch hat bereits seinerseits inspiriert: Etwa zum Blog "Fifty Shades of Grey Advertising" - der aber weder mit Sex noch mit der Agentur Grey unmittelbar zu tun hat.