Adblock Plus:
Auch G+J sperrt Adblocker-Nutzer aus
Gruner + Jahr folgt dem Beispiel von Axel Springer: Nutzer von Adblockern wird jetzt der Zugriff auf Online-Seiten verweigert. geo.de macht den Anfang.
Gruner + Jahr folgt dem Beispiel von Axel Springer und verweigert Nutzern von Adblockern den Zugriff auf Portale wie stern.de und geo.de. Der Betreiber des marktführenden Werbefilters, Adblock Plus, will technisch nicht dagegen vorgehen – auch wenn es einfach wäre. "Es ist ein gutes Recht von Content-Anbietern", sagt Tim Schumacher, Investor und strategischer Kopf hinter der Adblock-Plus-Firma Eyeo gegenüber dem W&V-Schwestertitel Kontakter.
Allerdings finden sich schon Codezeilen in diversen Onlineforen, die den Anti-Werbeentferner von Bild.de deaktivieren. Springer mahnt bereits erste User ab, die im Web erklären, wie der Mechnismus umgangen werden kann, wie Golem.de berichtet. Es werden Anwaltskosten von knapp 1800 Euro in Rechnung gestellt, der angegebene Streitwert beträgt 50.000 Euro.
Gruner + Jahr will zunächst geo.de sperren und dabei testen, ob Adblocker-Nutzer dazu bewegt werden können, für Inhalte Geld auszugeben. Der Bezahldienstleister Laterpay sorgt für die Abrechnung. Gruner + Jahr bietet die Alternative an, Werbung zuzulassen oder 99 Cent pro Tag beziehungsweise 4,99 Euro pro Woche zu bezahlen. Eine genereller Schwenk in Richtung Paid Content sei dies aber nicht, heißt es bei der Bertelsmann-Tochter. Der Test solle aber gegebenenfalls auch auf andere Angebote ausgeweitet werden.
Die Macher hinter Adblock Plus bieten noch eine andere Möglichkeit an: einen Teil der Werbung auf eine Whitelist setzen zu lassen. Infrage kämen sogenannte "acceptable ads", sprich unaufdringliche Werbeformate. Das sind in der Regel einfache Text- oder Text/Bild-Anzeigen. Dafür kassieren die Kölner von Firmen aus der Top-Ten-Liste der Vermarkter jedoch eine Service-Gebühr, kleinere Unternehmen können über das Forum von Adblock Plus um eine kostenlose Freischaltung bitten. Aber ein solches Wegegeld kommt für deutsche Medienhäuser nicht infrage. Bislang zahlen nur Portale wie T-Online, gmx.de und web.de.
Springer hält das Geschäftsmodell von Adblocker-Anbietern für rechtswidrig. Das gilt laut dem Konzern sowohl für das Unterdrücken von Werbung auf Verlagswebseiten als auch für das Angebot des Whitelistings – aus Sicht von Springer ein "erpresserisches Vorgehen". Eyeo sieht das natürlich anders: "Wir wollen es allen Publishern ermöglichen, ihren Content durch Acceptable Ads zu refinanzieren, daher sind diese Gespräche für uns langfristig wichtig, unabhängig vom Aufwand, der für uns entsteht." Ob jemand zahlt oder nicht, ist der öffentlich zugänglichen Whitelist nicht zu entnehmen. Verdächtig oft finden sich dort jedoch Sites von US-Riesen wie etwa foxnews.com oder cnn.com wieder.
Schumacher will zwar Deals nicht bestätigen, solche Brands zählen aber unbestritten zur Top-Ten der Publisher. Angeblich zählt Eyeo rund 70 zahlende Kunden. Schumacher betont, US-Firmen würden dem Thema wesentlich unaufgeregter begegnen als die deutschen Medienhäuser. Am Ende ist es ein pragmatisches Rechenexempel: Entgangenen Umsätzen steht die Gebühr für das Whitelisting entgegen. Und die ist in der Regel sehr viel günstiger, angesichts von global über 300 Millionen Downloads von Adblock Plus. Zudem hat sich vor drei Wochen auch die Nummer zwei im Markt, der US-Anbieter Adblock, der "Acceptable-Ads-Initiative" angeschlossen.
Durchgeleitet werden derzeit auch sogenannte Content-Recommendation-Ads von Firmen wie Outbrain, der Group-M-Tochter Plista und der US-Firma Taboola. Diese Text/Bild-Anzeigen für Inhalte finden sich inzwischen auf nahezu allen redaktionellen Sites.
Marktführer Outbrain bestätigt zwar Kontakte zu Eyeo. Aber wenn Outbrain- oder Plista-Content-Empfehlungen in der Whitelist deutscher Websites auftauchen, dann nur, weil sich wohl der jeweilige Sitebetreiber bilateral mit Adblock Plus auf eine kostenfreie Durchleitung oder auf ein Wegegeld geeinigt hat. Die Partner, sprich die Betreiber von redaktionellen Premium-Sites, "haben uns in Deutschland zu verstehen gegeben, dass sie ein Whitelisting über Adblock Plus derzeit nicht in Betracht ziehen", sagt Alex Erlmeier, Outbrains Deutschlandchef. Anfragen seitens Eyeo bestätigt auch Plista-Geschäftsführerin Jana Kusick. Für sie würde eine Zusammenarbeit ein erhebliches Umsatzwachstum bedeuten. "Allerdings haben wir uns vorerst dagegen entschieden." Sie nennt die gleichen Gründe wie Outbrain.
Übrigens: Das Landgericht Hamburg hat der Springer-Sicht erst einmal recht gegeben und am Donnerstag per einstweiliger Verfügung bestätigt, dass die "BildSmart"-Funktion nicht über die Verbreitung von Programmcodes ausgehebelt werden darf. Der Kadi untersagte damit unter Androhung eines saftigen Bußgeldes Anbietern wie Eyeo, dass sie die Umgehung des "Bild"-Schutzmechanismus' mit Codes und entsprechenden Anleitungen befördern.
Es gibt jedoch bereits einen direkten Konkurrenten, der auf der Whitelist von Adblock Plus steht. Mehr dazu lesen Sie im aktuellen Kontakter (Ausgabe 43/2015).