
Atom-Lobby: PR-Rat spricht Agentur PRGS frei
Kein Störfall bei PRGS: Die Pro-Kernkraft-Konzepte der Berliner Agentur sind nach Einschätzung des PR-Rates noch keine verdeckte Lobby-Arbeit.
Im Oktober vergangenen Jahres hatten W&V, Greenpeace und der "Spiegel" über ein Lobbykonzept der Berliner Public Affairs-Beratung PRGS für e.on Kernkraft berichtet. Das Papier hatte auf 109 Seiten ein detailliertes Drehbuch geliefert, wie die "politisch-öffentliche Debatte um die Verlängerung der Restlaufzeiten deutscher Atomkraftwerke positiv beeinflusst" werden kann. Aufmerken ließ dabei ein Absatz, der darauf hindeutete, PRGS habe ohne Nennung des Auftraggebers in Gesprächen mit Politikern, Journalisten und NGOs Informationen gesammelt. Dies wäre ein klarer Verstoß gegen der PR-Kodex.
Zudem enthielt das Papier einige Formulierungen, die als Vorschläge zur verdeckten PR zumindest hätten missverstanden werden können. Von der "Entwicklung diskreter Pressekampagnen" war im Papier die Rede und davon, "Argumente pro Kernenergie in den Webdiskurs einzuspeisen". PRGS-Geschäftsführer Thorsten Hofmann hatte die Vorwürfe bestritten und gesagt, es handele sich lediglich um eine "Ideensammlung". Im Papier selbst war allerdings von "Auftrag" die Rede gewesen.
Der PR-Rat bestätigt Hofmann nun. Die Vorwürfe der verdeckten Recherche sind nach einstimmiger Auffassung der Ratsmitglieder "unbegründet", teilt das Selbstkontrollgremium heute nach mehr als einjähriger Prüfung mit. Für das Papier habe "kein Auftrag vorgelegen", deswegen habe PRGS bei seinen Recherchen "keinen Auftraggeber nennen können". Andernfalls hätte sich die Agentur der "Vorspiegelung eines Auftraggebers" schuldig gemacht. Es habe sich lediglich um ein "Akquisepapier" gehandelt.
Der PR-Rat befand zudem, das Papier enthalte "keine Vorschläge für intransparente Kommunikationsmaßnahmen". "Leise PR" im Gegensatz zur "auf medienwirksame Aktionen setzenden PR" stelle "ein normales und übliches Verfahren" in der PR dar. Damit seien zum Beispiel Hintergrundgespräche und Briefings gemeint, mit denen Botschaften verbreitet würden, ohne den Weg der öffentlichen Aufmerksamkeit zu gehen.