
Arcandor-Pleite kostet Dienstleister Millionen
Einen Tag ist die Insolvenz von Arcandor alt und noch scheint alles offen. Metro-Chef Eckhard Cordes bekundet nach wie vor Interesse, auch ein italienischer Investor soll mit ins Boot geholt werden.
Einen Tag ist die Insolvenz von Arcandor alt und noch scheint alles offen. Metro-Chef Eckhard Cordes bekundet nach wie vor Interesse, auch ein italienischer Investor soll mit ins Boot geholt werden. Die bisherigen Dienstleister des Konzerns - unter anderem der Druckkonzern Prinovis und die Agenturgruppe Grey - müssen indes um Aufträge des insolventen Großkonzerns bangen. Ob die Werbemaßnahmen nun trotzdem weitergeführt werden, wollte eine Arcandor-Sprecherin gegenüber W&V Online nicht bestätigen.
Am Dienstag hat der Konzern Arcandor Insolvenz angemeldet. Bereits kurz darauf hat der Metro-Chef Cordes sein Interesse an einem Kauf erneut bekundet. Nach wie vor will er die Häuser zu einer Deutschen Warenhaus zusammenschließen. Offenbar denkt Cordes nun aber auch schon einen Schritt weiter: Informationen des "Handelsblatts" (Mittwochsausgabe) zufolge prüft Cordes bereits einen Weiterkauf der Warenhaus AG an einen ausländischen Käufer. Als Interessent wird der italienische Unternehmer Maurizio Borletti genannt.
Die Insolvenz von Arcandor zieht indes auch bei den zuständigen Dienstleistern weite Kreise. Schwer betroffen ist Bertelsmann. Denn der Reise- und Handelskonzern lässt beim Tiefdruckkonzern Prinovis, der sich mehrheitlich im Besitz der Gütersloher befindet, die Haupt- sowie Nebenkataloge der Versandhandelstochter Quelle drucken.
„Sollte der Insolvenzverwalter den Dienstleister für den Druck der Kataloge wechseln, um günstigere Konditionen zu erhalten, gehen bei Prinovis Umsätze in Millionenhöhe verloren“, meint eine mit dem Vorgang vertraute Person. Betroffen wäre der Prinovis-Standort Nürnberg. Bertelsmann ist an Prinovis über die Töchter Arvato und Gruner + Jahr mit je 37,45 Prozent beteiligt. Den Rest hält Axel Springer.
Ein Sprecher von Arvato bestätigt, dass Arcandor Kunde bei Prinovis ist. Alles Weitere müsse jetzt das Insolvenzverfahren zeigen. Damit dürfte sich die Krise beim Druckkonzern weiter verschärfen. Prinovis hatte bereits 2008 den Standort Darmstadt schließen müssen.
Unklar ist, wie sich die Insolvenz von Arcandor auf die Agenturbeziehungen der Konzerntöchter Karstadt und Quelle auswirkt. So wollte Grey-CEO Uli Veigel eigentlich das Geschäft mit Karstadt ausbauen und ab 2009 die gesamte Kommunikation der Warenhauskette stemmen. Insider schätzen das Werbebudget auf 60 bis 70 Millionen Euro. Bei Grey betreut eine rund 20-köpfige Unit den Etat; Ende 2008 waren dafür noch neue Stellen ge­plant. Grey war über das Insolvenz-Prozedere bis Redaktionsschluss noch nicht informiert.
Quelle hat sich bereits neu orientiert und den Agentur-Pool eingedampft: Die Fürther setzen seit einiger Zeit aus Kostengründen auf eine Inhouse-Agentur. Mit der Pleite dürfte sich indes die Wertschätzung des zum Konzern gehörenden Shoppingsenders HSE24 erhöhen. Zum einen ist er von der Insolvenz nicht betroffen. Zum anderen konnte der TV-Kanal 2008 ein Nettoumsatzplus von zehn Prozent auf 352 Millionen Euro melden. HSE24 stehe „für konstante Profitabilität“, heißt es dort. Erste Kaufinteressenten sind in Sicht; die Otto Group hat ein Auge auf Teile der Primondo genannten Versandhaussparte geworfen – darunter HSE24.