Text Memes: Der neue Instagram-Trend

Instagram ist das Netzwerk für Fotos und Videos – während Texte ihren Platz auf Twitter und Facebook haben. Das klingt plausibel, stimmt aber längst nicht mehr. Denn bei Insta boomen die sogenannten "Text Memes" dermaßen, dass die New York Times dem Phänomen jetzt einen großen Artikel widmet. Titel: "Text Memes übernehmen Instagram." Dabei geht es um Bilder mit Grafik und viel Text, mit denen sich vor allem die Generation Z der 12- bis 20-Jährigen auf Instagram ausdrückt. NYT-Autorin Taylor Lorenz erklärt das so: "Angetrieben von der Gen Z, verwandeln textlastige Meme-Posts, oft gepaart mit zusammenhanglosen Bildern, die Foto- und Video-App in eine Plattform für schriftliche Gedanken." Accounts mit wunderlichen Namen wie lifes.a.bender der 20-Jährigen Mia Morongel kommen auf zehntausende oder gar hunderttausende von Followern. Sie erzählt über ihre Insta-Memes: "Du postest einfach, was dir durch den Kopf geht – wie Twitter, aber eben für Instagram. Es ist wie ein Blog, in dem man persönliche Gedanken und Gefühle preisgibt."

Die Memes auf Insta-Konten wie @ripclairo, @botoxqueen.1968 oder @life.is.not.a.soup werden meist mit der Beicht- und Tagebuch-App Whisper oder mit dem Create-Modus von Instagram erstellt. Der Mix aus Text und meist trashiger Grafik ist für die Generation Z mit ihrem speziellen Humor spannender als Twitter. Außerdem fällt so das 280-Zeichen-Limit weg. Der Trend ist in den letzten eineinhalb Corona-Jahren entstanden, in denen die Nutzer lernen mussten, fast ausschließlich übers Internet zu kommunizieren. Obwohl Instagram mit den Memes viele Nutzer aus TikToks Videowelt zurückholt, ist die Unterstützung der Facebook-Tochter für das neue Format bisher eher dünn. Im letzten April hat Instagram zwar einen "Meme-Gipfel" veranstaltet, auf dem Mark Zuckerberg Fragen von Nutzern beantwortete. Laut NYT haben die Meme-Fans seither aber wenig von Instagram gehört, trotz aller Versuche, das Netzwerk zu kontaktieren.

Bild-Text: Auf Instagram wird immer mehr geschrieben.

Bild-Text: Auf Instagram wird immer mehr geschrieben.

Das fantastische Tier: Xiaomi lässt Roboter-Hund los

Der Roboter-Hund Spot von US-Hersteller Boston Dynamics bekommt einen Spielgefährten. Xiaomi hat jetzt sein eigenes maschinelles Haustier vorgestellt, den CyberDog. Der smarte Vierbeiner ist laut The Verge nicht ganz so leistungsfähig wie sein großer Bruder Spot, den Firmen und Militär vor allem im Wachdienst einsetzen. Dafür ist der China-Hund deutlich günstiger. Während Boston Dynamics gut 63.000 Euro für ein Exemplar aufruft, ist Xiaomis CyberDog schon für umgerechnet 1.300 Euro zu haben – da sind viele hochgezüchtete Rassehunde teurer. Und die haben keine drei USB-C-Anschlüsse und einen HDMI-Port, um Zubehör wie weitere Kameras und Sensoren anzustöpseln.

Die ersten 1.000 Exemplare gehen laut Xiaomi nicht in den freien Verkauf, sondern sind für Fans der Marke und für bekannte Roboter-Influencer bestimmt. Wer sich das fantastische Tier zulegt, kann mit seinem Digital-Hund bis zu 11,5 km/h schnell Gassi gehen. Dank Gesichtserkennung trottet der drei Kilo leichte CyberDog seinem Herrchen oder Frauchen immer brav hinterher und geht nicht verloren. Er kann Rückwärtssaltos schlagen, Männchen machen, Treppen steigen und reagiert auf Sprachbefehle und auf Eingaben per App. Eigentlich alles fast wie bei einem richtigen Hund. Nur dass er keine Häufchen macht und nicht morgens um 6 Uhr bei Regen raus will.

Weltweite App-Downloads: Facebook Messenger nicht mehr Nr. 1

Wachablösung an der Spitze der internationalen App-Charts. Laut der Analysten von App Annie war 2020 nicht mehr der Facebook Messenger die weltweit meistgeladene App. Neuer Spitzenreiter ist demnach TikTok. Daran haben letztes Jahr auch alle Versuche des damaligen US-Präsidenten Donald Trump nichts geändert, die chinesische Video-App mit ihren bisweilen renitenten jungen Nutzern in den USA als "nationales Sicherheitsrisiko" zu verbieten. Die Dominanz des Facebook-Konzerns, dessen Apps seit 2018 an der Spitze der globalen Download-Charts lagen, bleibt dennoch ebenso erdrückend wie beunruhigend.

Denn wie die BBC berichtet, ist TikTok die einzige Nicht-Zuckerberg-App in den Top 5. Dahinter folgen die Facebook-App, WhatsApp, Instagram und der Facebook Messenger. Zusätzliche Zahlen liefern die Analysten von Sensor Tower. Demnach, so 9to5Mac, ist TikTok die erste App außerhalb des Facebook-Konglomerats, die weltweit auf mehr als drei Milliarden Downloads kommt. Der Siegeszug der China-App ist demnach auch durch politische Maßnahmen nicht zu stoppen: "Trotz drohender staatlicher Verbote und nachdem TikTok aus Indien, seinem größten Markt, entfernt wurde, ist seine Beliebtheit im Rest der Welt weiter gestiegen." Einer der anderen großen Gewinner in den App-Charts 2020 ist Discord, das immer mehr Spiele-Fans während der Pandemie für ihre Chats entdeckt haben.

From China with Love: TikTok ist die neue Nr. 1 der App-Charts.

From China with Love: TikTok ist die neue Nr. 1 der App-Charts.

Nokia Communicator: 25 Jahre Smartphone-Kult

Dieses Phone war schon smart, bevor es Smartphones gab. Nokia feiert in diesen Tagen das 25-jährige Jubiläum seines legendären Communicator, des "Büros für die Westentasche". Die Finnen haben das Aufklapp-Handy mit Tastatur und dicker Antenne im Frühjahr 1996 auf der ebenfalls längst verblichenen Computermesse CeBIT in Hannover vorgestellt. Auf den Markt kam der Nokia 9000 Communicator dann am 15. August für damals atemberaubende 2.700 Mark. Mit mobilem Internet, vollständiger Winz-Tastatur, E-Mail, Fax und 4,5 Zoll großem Schwarz-Grün-Bildschirm ermöglichte der 400 Gramm schwere Apparat viele der Funktionen, die es gut zehn Jahre später auch auf Smartphones mit Touchscreen gab.

Der Communicator wurde als Mobil-Büro zunächst zum Riesenerfolg – zumal es an starker Konkurrenz mangelte. Beispielsweise Apple mühte sich damals noch mit seinem Handheld-Flop Newton ab, den Steve Jobs nach seiner Rückkehr 1997 ersatzlos einstellte. Die damaligen finnischen Smartphone-Könige bauten mit dem 9110, dem 9210 oder dem 9300 weitere Communicator-Modelle. Mit dem 9500 war Ende 2004 dann Schluss. Ohne es schon zu wissen, war Nokia zu dieser Zeit längst dabei, den Anschluss in Sachen Internet-Handys zu verlieren. 2007 änderte sich mit dem iPhone alles, Tastatur-Telefone wie der Communicator und sein Nachfolger E90 wirkten plötzlich hoffnungslos veraltet. Der Nokia Communicator bleibt trotzdem Kult. Und wie T-Online berichtet, werden Top-Exemplare heute bei Ebay für 500 Euro und mehr gehandelt.


Autor: Jörg Heinrich

Jörg Heinrich ist Autor bei W&V. Der freie Journalist aus München betreut unter anderem die Morgen-Kolumne „TechTäglich“. Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Internet und Social Media künftig funktionieren, ohne die Nutzer auszuhorchen. Zur Entspannung fährt er französische Oldtimer und schaut alte Folgen der ZDF-Hitparade mit Dieter Thomas Heck.