
Beförderung:
Anna Wintour steigt bei Condé Nast auf
Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Gerüchte, der Lifestyle-Verlag Condé Nast wolle sich von seiner mächtigen Vogue-Chefin Anna Wintour trennen. Jetzt bekommt sie sogar noch mehr Macht.

Foto: Szene aus einem Apple-Werbespot
Schon in der Vergangenheit war Anna Wintour, seit 1988 Chefredakteurin der US-Ausgabe der Vogue und seit 2013 künstlerische Leiterin des Vogue-Publishers Condé Nast, eine der mächtigsten Menschen der Zeitschriftenwelt. Jetzt klettert sie die Karriereleiter noch eine Stufe weiter nach oben.
Im Rahmen einer umfassenderen Neuausrichtung soll Wintour künftig zwei Ämter innehaben: weltweiter Chief Content Officer und globale Redaktionsleiterin der Vogue. Somit ist sie die unangefochtene Herrscherin über die Mode-Bibeln in mehr als 30 Märkten auf der ganzen Welt. Vom Tisch sind durch die Beförderung auch alle Gerüchte in den Klaschmedien und auf Branchentreffs, die 71-Jährige würde die Vogue bald verlassen müssen. Zuletzt wurde Wintour von ihrer eigenen Belegschaft dafür kritisiert, Arbeitsplätze zu fördern, die farbige Frauen ausgrenzt. Kurz vor Bekanntgabe ihrer Beförderung verließen zudem mit der Vogue-China-Chefin Angelica Cheung, der deutschen Vogue-Chefin Christiane Arp und der spanischen Vogue-Chefin Eugenia de la Torriente drei einflussreiche Redakteure fest zeitgleich das Unternehmen.
Verlagschef Roger Lynch stärkt Wintour den Rücken
Condé-Nast-Chef Roger Lynch stellt sich mit der neuen Rollenverteilung dennoch eindeutig hinter Wintour. Ihre Fähigkeit, neue Zielgruppen anzusprechen und gleichzeitig einige der besten Branchentalente zu unterstützen, habe sie zu einer der bedeutendsten Führungskräfte der Medienbranche gemacht, ließ er in einer Erklärung verlauten.
Auch für andere Condé-Nast-Titel wurden Top-Führungspositionen neu geschaffen. So bestellte der Lifestyle-Verlag die enge Wintour-Vertraute Amy Astley zur globalen redaktionellen Leitung von AD, ehemals Architectural Digest. Will Welch übernimmt weltweit die redaktionelle Leitung des Herrenmagazins GQ. Und Divia Thani hat künftig das letzte Wort über alle Ausgaben von Condé Nast Traveler.
Edward Enninful, der mächtigste schwarze Redakteur bei Condé Nast, leitet künftig die Vogue-Ausgaben in Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland und Spanien. Simone Marchetti wird europäischer Redaktionsleiter der Vanity Fair und damit verantwortlich für die Ausgaben in Frankreich, Italien und Spanien. Die amerikanischen und britischen Ausgaben von Vanity Fair bleiben unter der Kontrolle von Radhika Jones.
Bislang wurden die internationalen Ausgaben vieler Condé-Nast-Titel von den Top-Redakteuren in den jeweiligen Ländern geleitet. Durch die Umstrukturierung erhält das Führungsteam in New York mehr Kontrolle über die Führung der Markenredaktionen. Die Zeiten sind auch für Condé Nast hart. Der Verlag hat mit rückläufigen Anzeigenverkäufen, Kritik aus der Belegschaft über Fragen in Sachen Vielfalt und Integration sowie schrumpfenden Print-Reichweiten zu kämpfen. Zuletzt hatte das Unternehmen Entlassungen und Gehaltskürzungen verkünden müssen.