Andreas Bartl gibt Sat.1-Geschäftsführung ab
"Die Weichen sind gestellt." Andreas Bartl hält seinen Interims-Auftrag bei Sat.1 für erledigt und übergibt an einen aus seiner Sicht fähigen Nachfolger: Joachim Kosack.
Nach gut eineinhalb Jahren gibt Andreas Bartl die Geschäftsführung von Sat.1 wieder ab - wie geplant. "Die Weichen sind gestellt, und von daher ist es auch für mich Zeit, mein Interim zu beenden”, sagt er gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ("FAZ"). "Als ich Sat.1 übernommen habe, habe ich versprochen, ein bestelltes Haus zu übergeben. Ich habe den Eindruck, es ist so weit", so Bartl weiter. Er hat sich in seiner Zeit als Sat.1-Chef sehr engagiert gezeigt und mehrmals betont, dass er gern den "Blaumann" wieder hervorholt und in die "Fernseh-Werkstatt" eilt.
Bereits kommenden Dienstag wird Bartl die Geschäfte an Joachim Kosack übergeben, wie ProSiebenSat.1 am Dienstagmorgen mitteilt. Kosack, Baujahr 1965, ist bislang Fiction-Chef und zudem bereits seit April Co-Geschäftsführer des Unterföhringer Senders. Bartl lobt Kosack als "einen der besten Fernsehmacher in Deutschland, sehr charismatisch, sehr kreativ, sehr erfahren". Auf Joachim Kosack als Senior Vice President Deutsche Fiction folgt Jochen Ketschau, bisher Vice President Deutsche Fiction Sat.1.
Nach dem überraschenden Abschied des Sat.1-Geschäftsführers Guido Bolten Anfang 2010 hatte Andreas Bartl - er ist der Fernsehvorstand der ProSiebenSat.1 Media AG und zuständig für die deutschen Free-TV-Sender - interimsweise die Geschäftsführung von Sat.1 übernommen. In den vergangenen Monaten habe er ein "klares Programmschema" aufgestellt und die "richtigen Genres" hervorgehoben, nämlich deutsche Serien und Shows.
Man werde auch weiterhin auf Serien setzen, verspricht Bartl, der das Motto "Back to the Roots" für den Sender ausgerufen hat. So habe Sat.1 gerade vier neue Serien bestellt: eine Arztserie des Arbeitstitels "Heller & Hansen", eine Krimiserie mit dem Arbeitstitel "Familie undercover", in der es um einen Kommissar geht, der mit seiner Familie in ein Zeugenschutzprogramm eintreten muss. Außerdem komme "eine ,Salt and Pepper'-Krimigeschichte, die in München spielt, also eine Serie, die mit zwei sehr unterschiedlichen Charakteren arbeitet. Und last but not least eine originelle Dramedy, die den Arbeitstitel trägt 'Es kommt noch dicker'", erklärt Bartl. Zudem gibt Andreas Bartl zu, die Champions-League-Rechte nur ungern ans ZDF verloren zu haben. Zugleich aber ist er kämpferisch: "Wir setzen dann eben auf andere Sportarten und auf Event-Programme." Erste Gerüchte tauchen auf, wonach Sat.1 auch mal wieder Interesse an der Fußball-Bundesliga haben könnte. "Sport Bild" schreibt in der aktuellen Ausgabe unter Berufung auf das Umfeld von CEO Thomas Ebeling, dass der Sender Interesse an der Erstverwertung des Topspiels am Samstagabend und die Zweitverwertung der 15.30-Uhr-Spiele im Free-TV haben soll. Damit würde Sat.1 dem ZDF eins auf die Nase geben: Diese Rechte hat der Mainzer Sender derzeit für "Das aktuelle Sportstudio" inne, bekommt aber 2012 die Champions League dazu, die derzeit Sat.1 noch beglückt.
kas/ps