Neustart in 130 Ländern:
Alles außer China: Netflix gibt es jetzt fast überall
Lieber klotzen statt kleckern: Ab sofort ist der US-Streamingdienst Netflix in 130 weiteren Ländern und damit nahezu weltweit präsent.
Überraschend ist Netflix auf einen Schlag in 130 neuen Ländern an den Start gegangen. Der Streamingdienst ist damit seit Mittwoch ein nahezu globales TV-Netzwerk. Der US-Konzern kann seine Filme und Serien gleichzeitig fast überall auf der Welt zeigen – nur nicht im Riesenmarkt China, wie Gründer und Chef Reed Hastings auf der Technik-Messe CES in Las Vegas bekannt gegeben hat. Das Unternehmen hoffe aber, mit der Zeit auch dort zu starten.
Zu den neu versorgten Ländern zählen Indien, Polen, Russland, Nigeria oder auch Aserbaidschan. Hastings sprach von der Geburtsstunde eines "globalen Internet-Fernsehsenders". Netflix biete inzwischen Programme in 21 Sprachen an. Am Mittwoch wurden zwar auch zwei Chinesisch-Varianten hinzugefügt. China mit seinen politischen Einschränkungen bleibt als Markt aber schwer zu erschließen; die Lücke dort füllen lokale Anbieter aus. Hastings sagte dem Technologieblog "Recode", Netflix sei in China in Gesprächen mit der für Internet-Medien zuständigen Regulierungsbehörde. Um in dem Land auf lange Sicht erfolgreich zu sein, müsse man Geduld beweisen.
Hastings hatte zuvor angekündigt, Netflix solle bis Ende 2016 praktisch überall auf der Welt zu sehen sein. Jetzt hieß es in Las Vegas, die Krim, Nordkorea und Syrien würden wegen Einschränkungen der US-Regierung weiße Flecken auf der Netflix-Landkarte bleiben.
Alles in allem investiert Netflix massiv in die Produktion eigener Serien und Filme, für die der Konzern die Rechte hält und sie deshalb nach Belieben in aller Welt zeigen kann. Für dieses Jahr werden Ausgaben in Höhe von rund fünf Milliarden Dollar für eigene Programme und den Ankauf fremder Inhalte erwartet. Allein in diesem Jahr sollen 31 Serien sowie zwei Dutzend Filme und Dokumentationen veröffentlicht werden. Netflix engagierte dafür auch Stars wie Adam Sandler oder Angelina Jolie. Die Produktionen werden zum Teil mit geliehenem Geld finanziert und rege beworben.
Nach dem dritten Quartal 2015 hatte der Streaming-Dienst 69 Millionen Kunden weltweit. Bisher war Netflix in rund 60 Ländern präsent. Der Deutschland-Start war im Oktober 2014. Ein internationaler Rivale ist Amazon mit seinem Streaming-Angebot Prime, außerdem gibt es lokale Anbieter wie Maxdome oder Watchever in Deutschland.
ps/dpa