
Aldi Nord überprüft Mediastrategie in Berlin
Aldi Nord testet eine neue Mediastrategie. Zusätzlich zu Anzeigen in Tageszeitungen liegen den Anzeigenblättern der Region Berlin Werbebeilagen bei. Die Verlage fürchten, dass Aldi das Anzeigenvolumen drastisch reduzieren könnte.
Aldi Nord hat den angespannten Berliner Zeitungsmarkt von den Mediaexperimenten bisher ausgespart. Wie der W&V-Schwestertitel "Kontakter" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, ist es nun vorbei mit der Ruhe in der Hauptstadt. Demnach testet der Discounter seit einigen Wochen auch in der Hauptstadt, wie Beilagen in Anzeigenblättern funktionieren. Weil Aldi vor allem am Samstag werben will, belegt der Discounter Springers "Berliner Morgenpost Wochenend-Extra" am Samstag. Die Zusammenkehre von "Morgenpost"-Nachrichten der Vorwoche wird mit einer Gesamtauflage von über 1,4 Millionen Exemplaren in zwölf Teilausgaben in Berlin kostenlos verteilt. Im Springer-Anzeigenblatt "Berliner Woche", das am Mittwoch erscheint, liegen keine Beilagen bei. Im Ostteil der Stadt testet Aldi die Beilagenstrategie mit einer Teilauflage des "Berliner Abendblatts" (Berliner Verlag/DuMont) in Hellersdorf und Marzahn.
Bisher belegt Aldi Nord auch weiter Anzeigen in allen Berliner Tageszeitungen – in der Regel zwei ganze Seiten in der Woche, eine am Montag und eine am Donnerstag. Nach einem halben Jahr will Aldi den Test auswerten. Die Verlage fürchten, der Discounter könnte dann die Anzeigen in den Tageszeitungen weitgehend streichen. Das hätte herbe Auswirkungen auf das Anzeigengeschäft. Vor allem der "Tagesspiegel", der etwaige Verluste nicht wie Springer und DuMont durch ein hauseigenes Anzeigenblatt abfedern könnte, wäre hart betroffen. Die Verlage wollen sich dazu nicht äußern.
2011 hatte Aldi Nord in Nord- und Ostdeutschland begonnen, eine neue Belegungsstrategie für die Werbung zu testen und im Juli die Mediastrategie in der Region umgestellt. Statt mit zwei Anzeigenseiten wöchentlich wirbt der Discounter seither in Tageszeitungen nur noch mit einer Drittelseite. Sie werden ersetzt durch Beilagen in Anzeigenblättern, die am Samstag erscheinen - und die die Verleger auch gegen den Bertelsmann-Dienstleister Arvato aufbringen. Wer als Verlag am Wochenende keine Beilagenträger im Portfolio hat, kann die Verluste nicht auffangen. Die neue Mediastrategie des Discounters hat die Verlage viel Geld gekostet. Laut Nielsen investierte Aldi (Nord und Süd) 2011 deutschlandweit rund 130 Millionen Euro weniger in Zeitungsanzeigen.