Mit PR alleine gewinnt man keinen Pitch

Allerdings machen sich viele Agenturchefs erst Gedanken über PR, wenn das Geschäft nicht mehr richtig läuft, wenn ein wichtiger Kunde verloren wurde und die neue Agentur viel Wind darum macht. Dann ist es meistens schon zu spät. Besser ist es, schon davor für gute Nachrichten zu sorgen, um mit positiven Meldungen präsent zu sein. Dennoch gewinnt man mit PR alleine keinen Pitch – das sollte jedem klar sein.

Wichtig ist, dass die Qualität der Arbeit stimmt, die Agentur sich weiter entwickelt und dass nicht nur heiße Luft geredet wird. Denn wer ständig blufft, fliegt irgendwann auf. Außerdem ist nicht jedes Thema relevant für die Fachpresse und wird zu einer große Geschichte. Hierbei ist die Branche oft viel zu verliebt in sich selbst und in ihr Tun. Agenturen verlieren gerne den Blick dafür, was Außenstehende interessiert. Selbstüberschätzung ist meistens der größte Fehler, der ihnen bei der Eigenvermarktung unterläuft. Ehrliche Worte und konstruktive Kritik von außen sollten deshalb Ernst genommen werden oder zumindest einen Denkanstoß geben. Auch wer täglich die relevanten Publikationen liest und ständig die Szene beobachtet, bekommt schneller ein Gefühl dafür, was eine gute Story ausmacht.

PR ohne Plan läuft nicht rund

Darüber hinaus unterschätzen viele Agenturen den Arbeitsaufwand und glauben, sich neben dem Tagesgeschäft selbst um die Pressearbeit kümmern zu können. Aber PR ohne Plan läuft nun mal nicht rund. Auch nur kurzfristig in PR zu investieren, macht kaum Sinn. Wer seine Agenturmarke stärken will, muss kontinuierlich am Ball bleiben und auch bereit sein dafür Zeit zu investieren. Eine Präsenz in den Medien kann nur erreicht werden, wenn man mindestens ein halbes Jahr Zeit veranschlagt. PR lebt nun mal von Kontinuität und sollte fokussiert sein. Wichtig dabei: Wer zur Meinungsführerschaft zählen möchte, sollte den Mut haben, auch mal eine These aufzustellen, die polarisiert und nicht Mainstream ist.

Unternehmen sind besser aufgestellt

Erstaunlich ist auch, dass Unternehmen in puncto PR oft besser aufgestellt sind, eine eigene Kommunikations-Abteilung und einen Pressesprecher beschäftigen. Sie planen ihre PR-Aktionen viel vorausschauender und denken auch an die interne Verständigung. Agenturen tun sich damit eher schwer und insbesondere im Krisenfall wird es schwierig. Wenn die Hütte brennt, herrscht meistens Sprachlosigkeit – niemand nimmt Stellung, der Boss abgetaucht. Das ist natürlich ein Worst-Case Szenario, denn alles was folgt ist rein spekulativ und macht die Lage kaum besser. Wenn sich ein Shitstorm abzeichnet, ist das Kind vollends in den Brunnen gefallen. Ein gutes Image alleine hilft da nicht weiter. Gut beraten ist, wer sich in so einer Situation mit einem PR-Profi eine Strategie oder auch nur eine kurzfristige Sprachregelung überleget und diese auch an die Mitarbeiter kommuniziert.

PR ist und bleibt Chefsache

Überhaupt bin ich der Überzeugung, dass PR Chefsache sein muss, und damit meine ich nicht nur in der Krise. Wenn die Geschäftsleitung die Wichtigkeit von PR erkannt hat, greifbar ist und das Thema forciert, dann zeigt sich das auch beim Ergebnis. Und wenn Agenturen sich dazu entscheiden, eine PR-Agentur zu beauftragen, müssen sie sich darüber Bewusst  sein, dass trotzdem immer noch Eigenarbeit bleibt. PR-Themen müssen definiert, intern vorbereitet und abgestimmt werden. Der Kunde muss bereit sein, hierfür Ressourcen einzuplanen.

Auch Wertschätzung wird hier zum Thema: Weil PR so schwer messbar ist, kommt es leider immer wieder mal zu Diskussionen über den Wert erbrachter Leistungen. Beispielsweise glauben viele, Print sei das Maß aller Dinge. Und dies, obwohl wir inzwischen in einer Welt leben, die von den Onlinemedien immer stärker dominiert wird. Aber gute Kommunikation gibt es nun mal nicht zum Nulltarif und ich bin sicher, dass über Anzeigenpreise auch nicht verhandelt werden kann. Zum Glück ist das nicht die Regel!