Nach "Moma"-Posse:
AfD-Frau Petry fordert vom ZDF Hayali-Absetzung
AfD vs. Öffentlich-Rechtliche: Zu öffentlich ist Frauke Petry der Zoff mit "Moma"-Frau Dunja Hayali nach geplatzten Interviews. Die AfD will nun die "politische Aktivistin" aus dem Sender entfernen.
In der Posse um den zweimaligen Nichtbesuch von Frauke Petry im ZDF-"Morgenmagazin" ("Moma") in dieser Woche hat die AfD-Politikerin nachgelegt: In einer Pressemitteilung bezeichnete sie "Moma"-Moderatorin Dunja Hayali als "politische Aktivistin" und forderte das Zweite auf, über die Personalie nachzudenken. Darüber berichtet unter anderem Springers "Welt".
Zuvor hatte sich Hayali öffentlich zu dem Vorfall geäußert:
.@FraukePetry und das @morgenmagazin – eine kurze Erklärung, weil viele von Ihnen gefragt haben, was denn da los sei pic.twitter.com/T4ilEbRBzc
— Dunja Hayali (@dunjahayali) 15. März 2016
Dass die ZDF-Moderatorin die interne Kommunikation mit dem AfD-Pressesprecher in sozialen Netzwerken offenlegt, stößt laut "Welt" in der Partei auf großen Unmut. Auch hatte der Mainzer Sender mitgeteilt, dass Petry den ersten Termin am Montag einfach vergessen und den am Dienstag zeitlich nicht habe wahrnehmen können.
Via Pressemitteilung pariert Petry nun: "Es ist höchst ungewöhnlich, dass interne Kommunikation zwischen Pressestelle und Senderredaktion zum Anlass öffentlicher Berichterstattung gemacht werden." Sie frage sich, wieso Hayali "über Twitter und andere Online-Medien eine Skandalisierung anstrebt".
Die Politikerin zerrt zusätzlich eine Reportage über die AfD herbei, bei der Hayali "besonders aggressiv wirkende Szenen und Zitate für die Veröffentlichung bevorzugt verwendet" habe. Für Petry und ihre AfD sei Hayali deshalb "zunehmend mehr als politische Aktivistin denn als professionell arbeitende Journalistin" anzusehen.
Petry habe ein "deutlich reduziertes" Interesse an Interviews, solange öffentlich-rechtliche Fernsehsender "Politaktivisten wie Dunja Hayali" ein öffentliches Forum böten. Für die AfD sehe es ganz danach aus, "als würde im Moma dringend frischer Wind gebraucht".
Die Aufregung der "Protestpartei" AfD über öffentlich-rechtliches Fernsehen kommt nicht von ungefähr; wie David Schraven vom Recherche-Netzwerk Correctiv aus dem Entwurf zum Parteiprogramm entschlüsselt hat, schwebt den rechtspopulistischen Politikern ein streng kontrollierter Staatsrundfunk vor.
Update: Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat die ZDF-Moderatorin inzwischen vor Angriffen der AfD in Schutz genommen. "Dunja Hayali ist eine renommierte Journalistin, die zwischen ihrem persönlichen Engagement als Staatsbürgerin und ihrer journalistischen Tätigkeit zu differenzieren weiß", erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall am Donnerstag.
Und der Redaktionsleiter des ZDF-"Morgenmagazins", Thomas Fuhrmann, nahm seine Mitarbeiterin in Schutz und konterte: "Frau Petry versucht, mit ihrer Pressemitteilung von eigenen Versäumnissen abzulenken. Fakt bleibt: Die AfD-Vorsitzende ist nicht zu dem zugesagten Live-Interview am Montagmorgen im ZDF-'Morgenmagazin' erschienen.“ Wann immer es einen journalistischen Anlass gebe, werde das ZDF Frauke Petry auch in Zukunft einladen.
Inzwischen schlägt die Satire zu ...
Es muss ja nicht unbedingt @dunjahayali sein. #Petry #AfD pic.twitter.com/M9Km773jOx
— extra3 (@extra3) 17. März 2016