Herr Hirsch, William und Kate heiraten und verleihen Adelstiteln wie Prinz, Graf und Baron neuen Glanz. Wie sieht es damit in der glamourösen Welt der Medien aus?
Einen Adelstitel zu besitzen bringt bei einem Einstellungsgespräch heute weder Vor- noch Nachteile. Außerdem gibt es gerade in der Medien- und Marketingbranche gar nicht so viele Adelige.

Waltraut von Mengden, Geschäftsführerin Marquard Media, Moritz von Laffert, Deutschlandchef von Condé Nast, Sebastian Graf von Bassewitz, Vize-Chef bei "Bunte", Jean-Remy von Matt von der Agentur Jung von Matt, Alexander Graf von Schwerin, Geschäftsführer National Geographic Deutschland, Alexandra von Rehlingen von Schöller von Rehlingen...
Sie alle haben einen super Job gemacht! Nehmen Sie Jean-Remy von Matt: Welchen härteren Beruf als Chef einer Top-Agentur gibt es denn? Diese Position hat er nicht, weil vor dem Matt ein von steht, sondern weil er sein Geschäft beherrscht. Auch die anderen von Ihnen Genannten stehen durch die Bank für hervorragenden Leistungen.

Adelige Herkunft spielt bei der Besetzung von wichtigen Positionen tatsächlich gar keine Rolle?
Gute Herkunft hat natürlich zuweilen schon diverse Vorteile. Beispielsweise wird in Adelskreisen in der Regel auf gutes Benehmen großen Wert gelegt: Adelige lernen sich höflich zu benehmen und auszudrücken, Small Talk bei Tisch zu führen und wissen, wie man ein Fischmesser benützt. Sehr viele Adelige fördern ihre Kinder aber auch über eine vernünftige Schulausbildung, so wie es eigentlich jede Familie tun sollte. Das heißt nicht, dass Adelige ihren Nachwuchs gleich nach Salem oder Oxford schicken - ganz im Gegenteil: Viele von ihnen sind erstaunlich down to earth und führen ein ganz normales Leben. Da ist nicht viel mit Glamour.

Treten Adelige selbstbewusster auf als andere Bewerber ?
Bei den Adeligen, die ich kenne, kann ich das nicht sagen. Viele von ihnen zeigen lediglich sehr gute Manieren und ein ausgesprochen höfliches Verhalten. Einige versuchen sogar ganz bewusst, mit ihrer Herkunft nicht aufzufallen und verzichten im täglichen Umgang auf das Adelsprädikat in der Anrede.

(is/fz)


Autor: Irmela Schwab

ist Autorin bei W&V. Die studierte Germanistin interessiert sich besonders dafür, wie digitale Technologien Marketing und Medien verändern. Dazu reist sie regelmäßig in die USA und ist auf Events wie South by Southwest oder der CES anzutreffen. Zur Entspannung macht sie Yoga und geht an der Isar und in den Bergen spazieren.