
ARD/ZDF: Mehr Ausnahmen vom Sponsoring-Verbot?
In den Ländern gibt es Überlegungen, ab 2013 doch mehr Sportereignisse für Sponsorings bei ARD und ZDF freizugeben. Die konkurrierenden Privatsender im VPRT sind entsetzt.
Die Sportministerkonferenz überdenkt mehr Ausnahmen vom Sponsoring-Verbot bei ARD und ZDF, das laut Staatsvertrag ab 2013 wirken soll. Demnach sollen mehr "national und international bedeutsame Sportveranstaltungen" für Sponsoring geöffnet werden. Bislang wollen die Länder von dem Bann Olympische Spiele, Fußball-WM und -EM oder große Endspiele nationaler Ligen ausnehmen. Sportverbände und Werbungtreibende laufen dagegen Sturm.
Gegen zusätzliche Ausnahmen spricht sich im Vorfeld einer Sitzung der Chefs der Staatskanzleien der Privatfunkverband VPRT aus. Die privatsender fürchten, dass dem Sponsoring bei ARD und ZDF "auch in Zukunft auf breiter Basis Tür und Tor geöffnet" bleibe, wie es in ein einer Mitteilung heißt. "Mit dem jetzt ohnehin schon nur minimal vorgesehenen Einstieg in den Ausstieg wäre dann nahezu gar nichts mehr übrig von der ursprünglich von der Medienpolitik vollmundig angekündigten öffentlich-rechtlichen Werbe- und Sponsoringfreiheit", erklärt VPRT-Präsident Jürgen Doetz. Er moniert in einem Schreiben an den Vorsitzenden der Rundfunkkommission der Länder, Ministerpräsident Kurt Beck, dass "bereits die jetzt vereinbarte Ausnahme bestimmter sportlicher Großereignisse vom Sponsoring-Verbot den Grundsatz eines Verbots erheblich einschränke". Insofern müsse es zumindest bei dieser Ausnahme bleiben, so der VPRT-Präsident.
Doetz reibt sich zudem am Umstand, dass "angesichts eines öffentlich-rechtlichen Sportbudgets in Höhe von jährlich rund 850 Millionen Euro" die Übertragung von Rand- und Breitensportereignissen nicht aus Gebührenmitteln finanzierbar sein solle. "Wenn dem so sein sollte, lässt der Vorstoß der Sportministerkonferenz erst recht befürchten, dass über die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Versorgungsauftrags am Ende nicht die Redaktion entscheidet, sondern die Frage, ob für eine bestimmte Sportübertragung ein Sponsor gewonnen werden kann oder nicht." Dadurch würde nicht nur die Programmfreiheit beeinträchtigt, sondern auch die Einkaufspolitik von ARD und ZDF abermals deutlich in die Nähe kommerzieller Vermarktungsaktivitäten gerückt. Bei den Summen, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk im Sportrechtebereich zahle, könnten die Kommerziellen ohnehin kaum Schritt halten, gibt der VPRT-Präsident zu bedenken.
Ein Beschluss der Länder vom Juni sieht vor, Sponsoring im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ab dem 1. Januar 2013 nach 20.00 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen zu verbieten. Die Neuregelung steht im Rundfunkstaatsvertrag, der im Dezember von den Ministerpräsidenten unterzeichnet wird. Die Sportverbände befürchten bei einem Sponsoring-Wegfall weniger TV-Präsenz und haben Klagen nicht ausgeschlossen. Die Werbungtreibenden fürchten um wichtige Werbeflächen. Die bisher geregelten Ausnahmen sind aus Sicht der Öffentlich-Rechtlichen und der Länder wichtig, um die Übertragungen zu finanzieren und die Rechte überhaupt erstehen zu können, die oft nurmehr im Verbund mit internationalen Sponsorships angeboten werden.