ARD: Generalsekretärin zerrt Intendanten vor Gericht
Es geht um Mobbing in den ARD-Chefetagen. Generalsekretärin Verena Wiedemann klagt auf Schadensersatz und Schmerzensgeld.
Verena Wiedemann vs ARD: Die Generalsekretärin bringt die Führungsebene des öffentlich-rechtlichen Senderverbundes ins Wanken. Verena Wiedemann hat vor dem Arbeitsgericht Berlin unter anderem Klage auf Schadensersatz und Schmerzensgeld wegen massiven Mobbings durch Intendanten der ARD erhoben. Das berichtet die "Frankfurter Rundschau“ (Dienstagsausgabe) und beruft sich auf das Geschäftszeichen: 59 Ca 1881/11.
Wiedemanns Berliner Anwalt Hans Georg Meier hat demnach in der mündlichen Verhandlung vor der 59. Kammer dargelegt, dass "Ausgrenzung, Diskriminierung und Missachtung" seiner Mandantin derart massiv gewesen seien, dass Verena Wiedemann infolgedessen psychisch erkrankt sei und sich in medizinischer Behandlung befinde. Der Münchner Anwalt der ARD, Günter Schmitt-Rolfes weist die Vorwürfe zurück und verweist darauf, dass die Intendanten bereit seien, das Arbeitsverhältnis mit Wiedemann fortzusetzen.
Dagegen erklärt die ARD am Dienstag, Wiedemanns Behauptungen einer Ausgrenzung, Diskriminierung und Missachtung seien nicht nachvollziehbar "und aus der Luft gegriffen". Der damalige ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust habe Wiedemann im Juni 2010 fristgerecht erklärt, dass man ihren Vertrag über den 30. Juni 2011 hinaus fortsetzen wolle. Wiedemann habe sich bislang nicht geäußert. Das Angebot gelte unverändert fort, erklärt die ARD.
Das Generalsekretariat ist im Jahr 2006, vor allem auf Initiative des damaligen WDR-Intendanten Fritz Pleitgen, in Berlin eingerichtet worden. Es soll den alle zwei Jahre wechselnden ARD-Vorsitz in der Geschäftsführung des Senderverbundes unterstützen. Die Generalsekretärin sei "mit verantwortlich für die strategische Positionierung der ARD, die Interessenvertretung nach außen und die Öffentlichkeitsarbeit", so die Vorgabe. Wiedemann wirft den Intendanten der ARD nun vor, ihr in den vergangenen Jahren vertragswidrig Aufgaben entzogen zu haben, etwa die Zuständigkeit für die Pressearbeit. Ihre zwei persönlichen Referenten seien eingespart und sie selbst zu wichtigen Sitzungen nicht eingeladen worden.
Hintergrund der Auseinandersetzung sei die Absicht der ARD, das Generalsekretariat wieder abzuschaffen, sagt Rechtsanwalt Meier der "Frankfurter Rundschau“. In diesem Fall müsse Wiedemann jedoch freigestellt werden. Es würden Versorgungsbezüge für sie fällig, die die ARD nicht zahlen wolle. Deshalb habe sie beschlossen, das Sekretariat weiterzuführen und seine Mandatin derart zu mobben, dass sie von sich aus kündige.
Ein weiteres Indiz für die wahren Absichten der Intendanten mit dem Generalsekretariat sei dessen beschlossener Umzug zum 1. Juli. Dann müsse das Generalsekretariat seine bevorzugte Lage am Schiffbauerdamm in der Nähe zur Politik aufgeben und in das Gebäude des RBB umziehen, in eine "Besenkammer", so Meier gegenüber der Zeitung. Der Anwalt kündigt an, der Prozess werde ein "Riesenverfahren". Er beabsichtige, sämtliche Intendanten als Zeugen vor das Landgericht laden zu lassen.
Schmitt-Rolfes, Anwalt der ARD, wirft Verena Wiedemann indes vor, sie akzeptiere nicht, dass das Generalsekretariat den ARD-Vorsitz lediglich "unterstütze". Der Vorsitzende Richter hat darauf hingewiesen, dass eine weitere Zusammenarbeit offensichtlich schwierig sei, wenn Verena Wiedemann infolge der bisherigen Zusammenarbeit psychisch erkrankt sei. Wann das Verfahren vor dem Arbeitsgericht fortgesetzt wird, ist offen. ARD-Vertrrter Schmitt-Rolfes hat das Gericht um mindestens zwei Monate Zeit gebeten, die er zur Erwiderung der 124-Seiten umfassenden Klageschrift benötige. Das Gericht ist damit einverstanden.