Bundestagswahl 2021:
AFD-Spot kommt ohne die Spitzenkandidaten aus
Anders als bei den Spots von SPD, CDU, FDP und Grünen geht es beim AFD-Spot zur Bundestagswahl nicht um die Spitzenkandidaten der Partei. Stattdessen erzählt ein Industriemechaniker seine Geschichte.
Eins vorweg: Die Spitzenkandidaten der AFD, Alice Weidel und Tino Chrupalla, kommen im gerade veröffentlichten Wahlwerbespot der Partei, der unter dem Motto "Deutschland. Aber normal." steht, überhaupt nicht vor. Das dürfte ein Hinweis auf die Tatsache sein, dass die Partei am Kanzlerrennen nicht beteiligt ist.
Stattdessen erzählt in dem 90-Sekünder ein Industriemechaniker namens Martin Schmidt seine Geschichte, die sich um all das dreht, was den Familienvater an der gegenwärtigen Politik ärgert und sein Leben in Deutschland belastet. Relevante Themen werden dabei ebenso durch Bilder wie durch Worte angesprochen: Die "kleinen" Falschparker, die statt echter Ganoven erwischt werden, Geschäfte um die Ecke, die von globalen Konzernen verdrängt werden und bezahlbare Benzinpreise. Man sieht Bilder von Müllbergen in der Stadt, die "Experten im Fernsehen" und damit die Medien werden ebenso wie die "Regierung, die uns nur abkassiert" mit leicht verächtlichem Tonfall kommentiert.
Kein einziges Wort ist dem Wahlkampfspot die andauernde Corona-Pandemie wert und auch die Klimakrise wird nicht direkt thematisiert. Da der Protagonist jedoch beim Tanken die hohen Energiepreise bemängelt und Diesel einfüllt, lässt sich herauslesen, wo die Prioritäten liegen.
Sehr interessant ist dabei ein Blick zurück auf den Spot aus dem Jahr 2017. Der damalige Wahlwerbespot, der komplett von Alice Weidel und Alexander Gauland besprochen wurde, war weitaus aggressiver und direkter als der aktuelle. Dort ging es sehr konkret um die "illegale Öffnung der Grenzen" und um "unser Land, das von der Landkarte verschwinden wird" und es hagelte direkte Angriffe auf Angela Merkel und ihre Politik. Von all dem ist im aktuellen Spot nichts mehr zu sehen und zu hören. Der Ton ist ein anderer geworden, die Botschaft deutlich subtiler und einfacher verdaulich.
Ist die AFD also zahm geworden? Nun, zumindest scheint die Partei die Wähler in diesem Jahr (auch) in anderen Gewässern fischen zu wollen als bislang.