
ADC: Frankfurt als „Deutschlands kreativer Focus“
Das ADC-Festival erfindet sich in Frankfurt neu. Die Banken-Metropole erhofft sich von dessen Umzug an den Main eine Aufwertung als Kreativstandort.
Das ADC-Festival erfindet sich in Frankfurt neu. Die Banken-Metropole erhofft sich von dessen Umzug an den Main eine Aufwertung als Kreativstandort.
Wie erfindet man einen elitären und etwas eingefahrenen Kreativwettbewerb neu? Der Art Directors Club (ADC) versucht das gerade mit seinem renommierten ADC-Festival, das im kommenden Jahr erstmals in Frankfurt am Main stattfindet. Nachdem man Berlin unter anderem wegen wirtschaftlicher Erwägungen nach 16 Jahren den Rücken gekehrt hat, verspricht sich der ADC vom Umzug in die Main-Metropole neben finanzieller Stabilität vor allem neuen Schwung. So will man den wichtigsten Kreativgipfel im deutschsprachigen Raum vom 12. bis 16. Mai 2010 als „Creative Clash“ inszenieren - also als Zusammentreffen verschiedener kreativer Kulturen.
Unter dem Motto „Stadtgespräche“ sollen Teilnehmer unter anderem „Einblicke in radikale Ideen aus Bereichen wie Film, Regie, Storytelling, Architektur, Stadtentwicklung, Malerei und Bildhauerei oder Design und Produktentwicklung“ bekommen. „Ich erhoffe mir, dass die kreativen Größen, die wir einladen, von ihren Widerständen und Grenzerfahrungen berichten“, so ADC-Vorstand Stephan Vogel bei der Konzeptvorstellung. Kultregisseur Christoph Schlingensief, Theaterintendant Jürgen Flimm, "Bild"-Lenker Kai Dieckmann und "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo werden als mögliche Vortragende gehandelt. Fest ist aber wohl noch nichts.
Außerdem soll der Elitegipfel erstmals eine breitere Öffentlichkeit erreichen. „Wir wollen die ganze Stadt bespielen“, erklärt ADC-Vorstand Claus Fischer. Gelingen soll das unter anderem, indem man sich auf diverse Frankfurter Kultur- und Club-Locations ausbreitet. Sogar über die Anmietung einer Main-Schiffs als schwimmende ADC-Lounge wird nachgedacht.
Als Herz des Festivals soll indes die Halle 5.1 der Frankfurter Messe mit dem benachbarten Congress Center fungieren. Hier werden auf 11.000 Quadratmetern alle eingereichten Wettbewerbsarbeiten präsentiert – und erstmals auch die des Nachwuchses. Denn um die jungen Kreativen will sich das „neue“ ADC-Festival ganz besonders kümmern. So soll es ein „72-Stunden-Camp“ geben, in dem junge Kreative ein Briefing und dann drei Tage Zeit für die Umsetzung bekommen. Währenddessen steckt man sie in eine Art Wohngemeinschaft in einem Container. Zudem wartet ein zweitägiger Junioren-Kongress auf junge Besucher.
Die Stadt Frankfurt widerum erhofft sich, über die auf drei Jahre beschlossenen Verlagerung zu den Top-Kreativ-Standorten wie Hamburg und München aufschließen zu können. Offenbar hat man im Frankfurter Römer die Kreativen als Schlüsselbranche für das 21. Jahrhundert entdeckt. So eröffnet am Freitag ein neues Gründerzentrum für Kreative; darüber hinaus wollen die Stadtväter ein Programm aufsetzen, dass entsprechende Unternehmensgründer mit Bürgschaften finanziell unter die Arme greift. „66.000 Menschen arbeiten hier in kreativen Berufen und erwirtschaften pro Jahr mehr als vier Milliarden Euro Umsatz“, betont Frankfurts Wirtschaftsdezernent Markus Frank.
Der ADC-Gipfel biete die Chance, Frankfurt wieder in den „kreativen Focus Deutschlands zu rücken“. Das lässt sich die Stadt einiges kosten. Wieviel genau verrät Frank nicht; Gerüchten zufolge unterstützt die Mainmetropole das Festival mit einem mittleren sechsstelligen Betrag. Fest steht wohl, dass der ADC die Messehalle und das Congress Centrum praktisch mietfrei nutzen darf. Außerdem erhalten ADC-Besucher mit ihrer Eintrittskarte ein kostenloses Ticket für den Personennahverkehr. hr