Goldener Engel:
ADAC gesteht Manipulationen und trennt sich von Ramstetter
Genugtuung für die "Süddeutsche Zeitung": Nachdem der ADAC erst Manipulationen beim Preis "Gelber Engel" vehement abgestritten hat, räumt der Club sie nun doch ein. Kommunikationschef Michael Ramstetter geht. Und die Zeitung kann sich eine süffisante Bemerkung nicht verkneifen.
Der ADAC hat gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" eingeräumt - bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen. Die Zahl der abgegebenen Stimmen sei in dieser Kategorie "geschönt" und höher dargestellt worden, teilte der Autoclub mit. Michael Ramstetter, ADAC-Kommunikationschef und Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt", hat den Betrug gestanden. Er übernehme "die alleinige persönliche Verantwortung" und habe alle Funktionen beim ADAC niedergelegt. Wenige Tage zuvor hatte der Autoclub die Manipulationsvorwürfe noch als "Unterstellungen" zurückgewiesen.
Ramstetter habe sich für sein Fehlverhalten entschuldigt, hieß es jetzt in der Pressemitteilung des ADAC. Der 60-Jährige habe bedauert, der Glaubwürdigkeit des ADAC Schaden zugefügt zu haben. Zur Dimension der Zahlenmanipulation machte der ADAC - mit rund 19 Millionen Mitgliedern größter Autoclub in Europa und größter Verein in Deutschland - nach wie vor keine Angaben.
Die "Süddeutsche Zeitung" hatte am vergangenen Dienstag als erstes Blatt über Mauscheleien beim Preis "Gelber Engel" berichtet. Nach ihren Informationen soll es nur 3409 Stimmen für das Siegerauto VW Golf gegeben haben, ein ADAC-Papier vom Dezember 2013 habe dagegen als offizielles Ergebnis 34.299 Stimmen genannt. ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair hatte am Donnerstag bei der offiziellen Feier zur Auszeichnung des VW Golf mit dem "Gelben Engel" vor Gästen noch von "Unterstellungen und Unwahrheiten" gesprochen. Er hatte gespottet, immerhin seien die vier Buchstaben des ADAC richtig abgedruckt worden. Im übrigen sei nichts älter als die Tageszeitung von gestern: "Mit der packt man den Fisch ein."
Die "Süddeutsche" selbst reagierte bereits mit einer gewissen Genugtuung auf Twitter:
Wie war das nochmal, lieber @ADAC? Unsere Geschichte ist "kompletter Unsinn", gar ein "Skandal für den Journalismus"? #Geständnis #Rücktritt
— SZ Investigativ (@SZ_Investigativ) January 18, 2014
Nun bemüht sich der ADAC um Schadensbegrenzung. Er erklärte, unmittelbar nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe gegen Ramstetter hätten Geschäftsführung und Präsidium eine lückenlose interne Prüfung angeordnet. Noch vor deren Abschluss habe Ramstetter am vergangenen Freitag seinen Fehler eingeräumt. Weder Geschäftsführung noch Präsidium seien zuvor "über diese Unregelmäßigkeiten bei der Leserwahl" unterrichtet gewesen. (dpa/kas)