9Live: Spiel mit dem Glück
Der zur Fernsehgruppe ProSieben Sat.1 gehörende Mitmachsender 9Live sucht neue Erlösquellen und ist dabei auf Casino-Shows und Homeshopping gestoßen. Ein Umdenken beim Mitmachsender ist wegen aktueller Bußgeldzahlungen auch nötig.
Klassisches Call-TV erzielt nicht mehr die Umsätze, die es in seinen Anfangstagen hatte. Dies sieht auch Ralf Bartoleit, Geschäftsführer des TV-Senders 9Live, so: "Wir werden 9Live als führenden Transaktionssender neu erfinden."
Mit dem schwedischen Partner Betsson.tv startet der Sender ab sofort eine Casino-Show. Sie läuft zweimal täglich um 21.15 Uhr und um 1.30 Uhr. Das Konzept: Der Zuschauer kann am Spiel teilnehmen. Der Anrufer, der durchgestellt wird, erhält Jetons im Wert von 50 Euro. Dann wird nach klassischen-Roulette-Regeln gespielt. Die Sendung kann über eine kostenlose 0800-Nummer angerufen werden. "Betsson.tv - Die Show" soll sich über Werbeeinnahmen finanzieren.
Zudem läuft zweimal täglich das Format Astro-Kanal. Partner hier sind die Produktionsfirmen 2am und C4 Systems.
Bartoleit beschäftigt sich indes auch "mit dem Einstieg in den Wachstumsmarkt Homeshopping". Denn im nächsten Jahr fällt die Beschränkung, dass Sender nur drei Stunden am Tag Teleshopping mit ins Programm nehmen dürfen. Zusätzlich verlängert der Sender seine bestehenden Formate ins Internet. "Wir entkoppeln den wirtschaftlichen Erfolg vom reinen Impulsgeschäft im Fernsehen", sagt Bartoleit.
International bleibt der Sender in Schweden, Dänemark und Ungarn aktiv. Aus Ländern wie Russland, Polen und Indien hat sich 9Live zurückgezogen.
Ein Umdenken in der 9Live-Strategie ist auch nötig. Der Mitmachsender soll nämlich für Vergehen blechen: "Wegen zahlreicher Verstöße gegen die Gewinnspielsatzung" muss 9Live Geldbußen in einer Gesamthöhe von 95.000 Euro zahlen. Das hat die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) entschieden. Die Verfehlungen des ProSiebenSat.1-Senders haben die Medienwächter aufgelistet; es geht um "irreführende Äußerungen, Intransparenz, Vorspiegelung von Zeitdruck und fehlende Informationen in sieben Gewinnspielsendungen". 9Live betont, dass die Geschäftsführung von 9Live sichergestellt habe, "dass die Vorgaben der Gewinnspielsatzung eingehalten werden - weshalb 9Live auch gegen die Bescheide vorgehen und Einspruch einlegen wird". Zudem beruhten die Bußgeldbescheide auf einer Satzung, die nach Auffassung des Senders rechtswidrig sei und zur Zeit vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof überprüft werde.