
Edelman Trust Barometer:
67 Prozent der Deutschen schauen keine Nachrichten mehr
Fake News machen uns zu Nachrichtenmuffeln: Erstmals seit Erhebung des "Edelman Trust Barometers" ist die Institution Medien diejenige, der weltweit am wenigsten vertraut wird.

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Aus dem anfangs belächelten Phänomen von Falschinformationen im Internet ist eine ernsthafte Bedrohung geworden. Weltweit haben sieben von zehn Befragten (in Deutschland 61 Prozent) Angst vor Fake News, mit denen etwa Wahlen manipuliert werden könnten. 63 Prozent der Menschen sagen, dass sie nicht wissen, wie sie Falschinformationen von Qualitätsjournalismus unterscheiden sollen (hierzulande sind es 54 Prozent). Besonders schlimm ist der Vertrauensabsturz in den USA. Das sind die Ergebnisse des 18. Edelman Trust Barometers, die jetzt von der weltweit größten PR-Agentur vorgestellt wurden.
"Aus der Vertrauenskrise, die sich bereits aus den Ergebnissen des vergangenen Jahres ablesen ließ, ist ein Ringen um die Wahrheit geworden, das eine noch tiefere Verunsicherung in der Bevölkerung nach sich zieht und die Welt polarisiert", sagt Susanne Marell, CEO von Edelman Ergo in Deutschland.
Der Vertrauensverlust der Medien sei vor allem auf einen Rückgang des Vertrauens in Plattformen wie Suchmaschinen und soziale Netzwerke zurückzuführen, heißt es von den Studienautoren. Denn im Newsfeed sähen nun mal alle Meldungen gleich aus. Mögliches Licht am Ende des Tunnels: Auf globaler Ebene vertrauen inzwischen nur noch 51 Prozent den Plattformen (minus 2). Qualitätsmedien konnten in Sachen Vertrauen um fünf Punkte auf 59 Prozent zulegen. In Deutschland klafft zwischen Journalismus (61 Prozent) und Plattformen (40 Prozent) sogar eine noch größere Vertrauenslücke.
Eine bittere Folge von Fake News: Viele Menschen werden zu Medienmuffeln. In Deutschland geben 67 Prozent (global 50 Prozent) der Befragten an, dass sie weniger als einmal pro Woche Nachrichten lesen, hören oder sehen. Nur 15 Prozent (global 25 Prozent) beschäftigen sich mehrmals pro Woche mit dem Weltgeschehen.
Bei der "informierten Öffentlichkeit" ist der Einbruch am stärksten
In den USA implodiert das Vertrauen geradezu, und zwar besonders deutlich bei der sogenannten "informierten Öffentlichkeit", also bei Menschen mit Hochschulabschluss, einem überdurchschnittlichem Haushaltseinkommen und intensiver Mediennutzung. In dieser Personengruppe brach das Vertrauen um 23 Prozentpunkte auf 45 Prozent ein, während der Rückgang in der allgemeinen Bevölkerung neun Punkte betrug (auf nun 43 Prozent).
Gegenüber den USA befindet sich Deutschland in vergleichsweise ruhigem Fahrwasser. Das Vertrauen in die Regierung stieg in der allgemeinen Bevölkerung um fünf Punkte auf 43 Prozent. Die Glaubwürdigkeit von Medien bleibt bei 42 Prozent. Allerdings wurden die Daten zwischen Ende Oktober und Mitte November erhoben, als die Sondierungsgespräche für eine mögliche Jamaika-Koalition noch liefen.
Die Autoindustrie hat ihren Ruf im eigenen Land ruiniert
Ein riesiges Problem hat hierzulande die Automobilbranche: Hier brach das Vertrauen der Bevölkerung um 13 Prozentpunkte auf nur noch 35 Prozent ein. Damit haben die Autobauer die Finanzdienstleister als Schlusslicht im Vertrauensranking abgelöst. Vor Bekanntwerden der Abgasaffäre 2015 lag das Vertrauen in die Autobranche noch bei 61 Prozent. Am meisten Vertrauen bringen die Deutschen dem Einzelhandel und dem Bereich Professional Services (je 69 Prozent) entgegen.
Über die Studie:
Das "Edelman Trust Barometer" ist eine jährliche Studie zu Vertrauen in Regierungen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Unternehmen und Medien, die in diesem Jahr zum 18. Mal durchgeführt wurde. Die Umfrage wurde von Edelman Intelligence entwickelt, die Datenerhebung erfolgte mithilfe von 30-minütigen Online-Interviews. Der Erhebungszeitraum lag zwischen dem 28. Oktober und 20. November 2017. Für das Edelman Trust Barometer 2018 wurden über 33.000 Menschen in 28 Ländern befragt.