Marketing in der Foto-App:
25 Millionen Unternehmen auf Instagram
25 Millionen Unternehmen weltweit präsentieren sich auf Instagram. Viele von ihnen sind KMU, die durch die Foto-App überhaupt erst bekannt wurden - auch ohne bezahlte Werbung. Zwei von ihnen verraten, wie das geht.
Marketing auf Instagram lohnt sich offenbar: 25 Millionen Unternehmensprofile gibt es derzeit, das sind 40 Prozent mehr als noch vor vier Monaten. Damals lag die Zahl bei 15 Millionen weltweit. 500 Millionen Menschen weltweit nutzen täglich aktiv Instagram, 800 Millionen sind es monatlich. Die meisten von ihnen sind auf der Suche nach Inspiration. Gut für Werbungtreibende: 80 Prozent der Nutzer folgen Unternehmensseiten.
Seit 2015 können Unternehmen auf Instagram bezahlte Werbung schalten. Weltweit werben mehr als zwei Millionen Firmen auf Instagram. Für die meisten unter ihnen geht es um Brand Awareness. Instagram gilt dafür als besonders wertvoller Kanal: Zusammen mit Nielsen Brand Effect erhob Instagram 2015, wie Werbung in dem Netzwerk wirkt: Die Werte für die Werbeerinnerung waren etwa 2,8 Mal höher als die Nielsen-Standardkennzahlen für Online-Werbung.
Dennoch soll die Fotoapp offenbar stärker als Verkaufs- statt ausschließlicher Brandingkanal positioniert werden. "Mit Instagram kann man auch über Branding hinaus sehr viel erreichen: Der Schritt von der Inspiration über die Markenbindung hin zu konkreten Handlungen funktioniert", sagt Nadine Neubauer, Brand Development Lead DACH bei Instagram. Neubauer ergänzt: ob man die Plattform dann zur Steigerung des Verkaufs oder zur Markenbildung einsetze, hinge natürlich von den jeweiligen Geschäftszielen ab. So hätten im letzten Monat 180 Millionen Menschen nach dem Kontakt mit einem Unternehmen auf Instagram die Webseite besucht oder wären anderweitig mit der Marke Kontakt getreten. Instagram als Inspiration, die nicht im leeren Raum der Plattform verpufft.
KMU geben Tipps für Instagram-Marketing
Viele der Marken auf Instagram sind kleine und mittelständische Unternehmen. Sie bieten: Hübsche Dinge, die man sich gerne ansieht. Vor allem Marken aus den Bereichen Mode, Kosmetik, Food und Getränke setzen auf die Foto-und Videoapp. Für Instagram und dessen Mutterunternehmen Facebook sind KMU offenbar relevante Business-Partner: zuletzt veranstaltete Instagram eigens eine Konferenz mit Tipps zu Instagram-Marketing und bei Facebook gibt es einen KMU-Beirat. Nadine Neubauer bezeichnet die Bedeutung von KMU für Instagram als "mehr als groß": KMU hätten Instagram schon sehr früh als Plattform erkannt, um neue Zielgruppen zu erschließen.
Auch deshalb stellten parallel zur Konferenz 24 KMU, die über Instagram groß geworden sind, auf einem Weihnachtsmarkt, dem InstaMarkt: Winterwonderland aus. Sie alle setzen unterschiedliche Schwerpunkte im Marketing. Zwei dieser Unternehmen haben W&V ihre Tipps und Tricks zu Marketing auf Instagram verraten.
Instagram-Stories
Der Conceptore Frau Hansen verkauft in Hamburg Dekoration, Mode und Einrichtungsgegenstände. Dinge, die Frauen nicht nur gerne kaufen, sondern auch fotografieren. Gründerin und Geschäftsführerin Nicole Hansen hat mir ihrem Unternehmensprofil frauhansenshop 15 000 Follower bei Instagram. Sie nutzt vor allem die Storyfunktion: Live produzierte Fotos und Videos á maximal drei Sekunden können mit Stickern versehen und beschriftet werden. Nach 24 Stunden verschwinden sie automatisch.
Fürs Marketing setzt Hansen Stories täglich ein, und zwar schon seit deren Start 2016. "Es ist viel einfacher, Informationen in ein Bild oder ein Video zu packen, als sie mühsam als Bildunterschrift zu verfassen." Und individueller: Schließlich kann sie so noch direkter und persönlicher mit ihren Fans sprechen und zudem die Posts noch besser dem Stil ihres Ladens anpassen. Sie sagt: "Wenn ich Instagram nicht nutzen würde, würde mich niemand kennen – vor allem nicht außerhalb Hamburgs."
Wann passen Stories?
Hansen zeigt hauptsächlich Produkte oder postet gleich direkt von Orderterminen. Am besten funktioniert das, wenn sie gerade frisch eingetroffene Mode kombiniert und präsentiert. Bezahlte Werbung schaltet sie nur auf Facebook. "Auf Instagram brauchen wir das nicht, da erreichen wir mit den Stories unsere Community."
Community-Building
Oder nicht oder doch verkaufen Schreibwaren, Wohnaccessoires, Textilien. Das alles – wie übrigens auch bei Frau Hansen - ziemlich mädchengerecht in Pastell- und Grautönen. 324 000 Menschen folgen dem Account.
Bevor es den Shop gab, bloggte Gründerin und Geschäftsführerin Joana Heinen unter dem Titel odernichtoderdoch. Dort finden Leser auch sehr persönliche Beiträge, in denen Heinen auch schon mal über ihre eigene Beziehungskrise berichtet. Mit zehn Tipps dazu, wie es besser geht.
Aus dieser Community heraus entstand das Unternehmen überhaupt erst, daher verfolgt die Marke auch auf Instagram den Community-Ansatz. "Unser Credo ist Kommunikation auf Augenhöhe", beschreibt PR-Mitarbeiterin Angelina Cimino den Ansatz.
Dazu zählen Diskussionen und Abstimmung übers Design der Produkte ebenso wie Einblicke in den Arbeitsalltag: Ihr Tipp: "Bezieht immer Produkte in eure Geschichte ein." Das sei für jeden machbar. Wichtig sei nur, dass man seiner Linie treu bleibe. Das gelte auch für Unternehmen mit weniger gefälligen Produkten.
Wie mittelständische Unternehmen die digitale Transformation angehen, können Sie im Liveblog zur W&V-Marketingkonvention Mittelstand goes wild mitverfolgen. Mehr zum Thema Marketing im Mittelstand lesen Sie im Dossier Marketing im Mittelstand.