Bild-Chefredaktion:
14 denkwürdige Diekmann-Momente
Als Chefredakteur, der gern mal aneckte, dankt er jetzt ab - und wird der Strippenzieher hinter den Kulissen. Zum Postenwechsel widmen wir Kai Diekmann eine Rückschau der schrägsten Momente aus seiner 15 Jahre währenden "Bild"-Ära.
Als Chefredakteur, der gern mal aneckte, dankt er jetzt ab - und wird der Strippenzieher hinter den Kulissen. Na ja, gut, dass Kai Diekmann im Hintergrund bleibt, können wir uns auch nicht so recht vorstellen. Keine Angst vor Krawall, aber auch keine Scheu vor Selbstironie. Und die ganze Welt hatte Teil an der Verwandlung vom gegelten Guttenberg-Look zum Hipster mit Bart und Kapuzenpulli.
Die Auftritte als Enfant Terrible unter den Chefredakteuren der Republik hat wohl aber nun ein Ende - wir rechnen nicht damit, dass sich Kai Diekmann aus der Öffentlichkeit zurückzieht, aber seine Funktion im Verlag und damit wohl auch im Web ist nun eine andere. Zum Postenwechsel widmen wir Kai Diekmann eine Rückschau der schrägsten Momente aus seiner 15 Jahre währenden "Bild"-Ära.
Diekmann bloggt. Na, immerhin 100 Tage lang hatte er zum Jahreswechsel 2009/10 täglich Einblicke gegeben. Übrig ist davon heute eine Seite, die einen gottgleichen Kai Diekmann zeigt - nicht ohne Ironie, versteht sich. Für einen Tag hatte sogar seine Frau Katja Kessler seinen Blog übernommen und weitere Geheimnisse ausgeplaudert. Weder die Fotokiste der Schwiergermutter mit Diekmanns Kinderfotos noch sein Büro waren vor Kessler sicher.
Diekmann als Gott. Zumindest warf ihm das während der Affäre um den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff der Kommunikationsberater Hasso Mansfeld vor. Diekmann wolle mit der "Kampagne gegen Wulff" der Republik beweisen, dass man Politik ohne "Bild" nicht betreiben könne. Kai Diekmann hatte Details eines Anrufs von Wullf durchsickern lassen, den dieser auf dem Anrufbeantworter hinterließ. Und alsbald für Spott und Häme im Netz sorgte. Zum Beispiel mti dieser Persiflage des WDR.
Diekmann - und wir! - sind Papst: Die legendäre Schlagzeile "Wir sind Papst" wurde am 17. April 2005 unter Diekmanns Ägide auf der Titelseite der "Bild" veröffentlicht. Josef Ratzinger wurde auf den heiligen Stuhl gewählt.
Am Sonntag jährt sie sich zum zehnten Mal: Unsere Schlagzeile "Wir sind Papst!" Wie sollen wir das morgen würdigen? pic.twitter.com/zhyd2jWQ1A
— Kai Diekmann (@KaiDiekmann) 17. April 2015
Diekmann rappt: Im Frühjahr gab es ein Rap-Duell zwischen dem "Bild"-Chef und Bushido. Dieser hatte den "Bild"-Chefredakteur auf seinem neuen Album "Carlo Cokxx Nutten III" als Hurensohn Kay One bezeichnet. Kurz darauf trieb "Vice"-Redakteur Noisey den Track auf, mit dem Diekmann reagierte. "Du glaubst, du bist ein Großer. Vielleicht im Land der Zwerge. Du und deine Pussys holt euch eure Särge!"
Diekmann als Verlierer - im eigenen Blatt. Weil er im Social Web Werbung für "Bild" mache - und das Martin Schulz für den EU-Wahlkampf auch nicht zugesteht.
@Ingo_Zamperoni Ein Tweet für Insider: Muss man im Leben mal mitgemacht haben - Verlierer in @BILD. #GAC15 pic.twitter.com/zAvQtdspYc
— Kai Diekmann (@KaiDiekmann) 31. Oktober 2015
Diekmann macht Europapolitik: Im Juli baten "Bild" und Bild.de zum "Referendum". Die Leser sollten darüber abstimmen, ob Deutschland Griechenland weiterhin mit Geld unterstützen soll oder nicht. Retourkutschen via Social Media folgten auf dem Fuß. Und der Deutsche Journalistenverband ging auf die Barrikaden. "Bild" feierte: "Riesenmehrheit stimmt für nein!"
Das Referendum von @BILD: Abstimmen über Griechenland-Milliarden! #Griechenland #Grexit pic.twitter.com/eVU10Gxip4
— Kai Diekmann (@KaiDiekmann) 2. Juli 2015
Diekmann und sein Bart: Den brachte der Chef aus dem Silicon Valley mit. Die Verwandlung illustrierte "Der Spiegel". Und zwar so schön, dass prompt die Retourkutsche von Diekmann kam, der via Social Media wie auch sonst nie um eine Replik verlegen ist.
Meine Güte, habt ihr wirklich keine andere Themen, lieber @DerSPIEGEL @SPIEGELONLINE ? pic.twitter.com/E9YemmcgMC
— Kai Diekmann (@KaiDiekmann) 9. März 2014
Diekmann und Orang-Utan Büchner: Den damaligen "Spiegel"-Chef setzte Diekmann dann so in Szene.
. @DerSPIEGEL @SPIEGELONLINE Ich bin sicher, der liebe Kollege @wbuechner findet das mindestens so lustig wie ich! pic.twitter.com/sqH6gDNVQP
— Kai Diekmann (@KaiDiekmann) 10. März 2014
Diekmann als Obdachloser: Im Juli 2014 machte die Hamburger Agentur Lukas Lindemann Rosinski mal eben zum Penner - in einem Spot für die Hambuger Obdachlosenzeitschrift "Hinz & Kunzt". Weil sein Silicon-Valley-Look mit Bart so gut dazu passte.
Diekmann wird rasiert: Für einen guten Zweck kam der Bart schließlich wieder runter. "Ein Bart für Kinder" war eine Aktion, mit der Ende 2014 der "Bild"-Chef via Twitter, seinen XL-Bart für eine sechsstellige Spende an das Kinderhilfswerk versteigerte. Procter & Gamble/Gillette und Edeka schlugen zu. Und bezahlten dafür jeweils 50.000 Euro.
Eigentlich wollten wir es ja so lassen... #vorhernacher in eins @KaiDiekmann #ohnebart @ZDF @BILDhilft @BILD @EDEKA_D pic.twitter.com/uwcGYPVIGu
— Gillette Deutschland (@Gillette_DE) 6. Dezember 2014
Diekmann und der "Redaktionsschwanz des Anstoßes". Eine vermeintliche Penisvergrößerung, so ein satirischer "Taz"-Beitrag, war der Auslöser eines Streits zwischen der linken Zeitung und dem "Bild-"Chef. Das ging von 2002 bis 2009. Und gipfelte in einem Kunstwerk. Wir zitieren die "Taz": "Fünf Stockwerke hoch ist der Penis von 'Bild'-Chefredakteur Kai Diekmann, der seit Sonntag am Rudi-Dutschke-Haus hängt. Das erigierte, rosa Geschlechtsteil ist der Mittelpunkt des Werkes von Peter Lenk (...).. Sein neuestes Werk hängt an unserer Ostwand, also in Richtung der 'Bild'-Zeitung (...). Kai Diekmann gefällt es. Mit dem Werk hätte "die taz bewiesen, dass auch meine Lieblings-Linken zum Lachen nicht ausschließlich in die Keller gehen", heißt es in seinem Blog." So die "Taz" in "Pimmel über Berlin" im November 2009. Diekmann wurde im Mai 2009 sogar Genossenschaftsmitglied.
Diekmann aus dem 3-D-Drucker von Fischer Appelt.
Was es nicht alles gibt... #bushido #Grexit #valleytouri #paidcontent #empörungsgesellschaft #Heuldoch @fischerAppelt pic.twitter.com/UJWaqSkzKQ
— Kai Diekmann (@KaiDiekmann) 5. Mai 2015
Diekmann zwitschert. Fleißig. Bei Twitter hat er mehr als 90.000 Follower. Und setzte gut 12.000 Tweets ab - in gut drei Jahren.
Kaum bin ich mal einen Tag nicht da, säuft der Laden gleich ab: Rohrbruch bei @axel_springer! @BILD @MEEDIA @turi2 pic.twitter.com/skF91rAFHz
— Kai Diekmann (@KaiDiekmann) 27. August 2015
Na, hoffentlich nicht! :)
Der Kai. Zeichner Bulo widmete Kai Diekmann ein Buch mit sehenswerten Comics ("Der Kai. Bild-Boss Kai Diekmann in Karikaturen, Bildern & Zahlen" - Peter Bulo Böhling. JMB Verlag, 9,95 Euro). Ein lesenswertes Interview dazu mit Bulo führte W&V-Redakteurin Petra Schwegler.