
„Offen gestanden gefällt mir Ihre Hose nicht so gut...“
Beobachten wir bei anderen kleine Missgeschicke, so ist es uns regelmäßig hochnotpeinlich, diese anzusprechen. Doch es gibt ein paar Tricks, wie man damit umgehen kann, verrät Business-Coach Carolin Lüdemann.
Beobachten wir bei anderen kleine Missgeschicke, so ist es uns regelmäßig hochnotpeinlich, diese anzusprechen. Wir reden hierbei nicht von Kniggefehlern wie beispielsweise dem Falschen die Hand reichen zu wollen. Das würden wir nämlich nicht zur Sprache bringen, sondern nur eine gute Miene zum bösen Spiel machen.
Vielmehr sind offene Reißverschlüsse, Spinat zwischen den Zähnen oder eine fiese Laufmasche im Strumpf gemeint. Oft denken wir hierbei minutenlang darüber nach, wie wir dem anderen seine Peinlichkeit beichten könnten und kommen dann zu dem Ergebnis, dass wir lieber nichts sagen. Damit tun wir dem Gegenüber keinen Gefallen – und uns selbst ebenso nicht. Fällt unserem Gesprächspartner nämlich später auf, was wir schon lange wussten, so wirft das nicht gerade ein positives Bild auf uns und man würde sich zu Recht fragen, warum wir stumm geblieben sind. Außerdem gilt: Was Du nicht selber willst, das man Dir tut; das mute auch keinem anderen zu. Wir selber wären ja auch froh, wenn uns jemand einen Hinweis auf persönliche Peinlichkeiten geben würde. Es fragt sich nur, wie wir das Ansprechen eben solcher Missgeschicke möglichst souverän anstellen könnten:
Am besten, Sie tun stets so, als sei die Peinlichkeit des anderen nicht offensichtlich, sondern von Ihnen nur am Rande wahrgenommen worden. Die Worte „Entschuldigen Sie, es sah gerade so aus, als hätte sich ein kleines Salatblatt verirrt…“ werden nebenbei dahin gesagt und von einem dezenten Fingertipp an die eigene Lippe begleitet. Oder: „Aus dem Augenwinkel sah es aus, als hätte sich der Reißverschluss selbstständig gemacht…“. Formulierungen, die die Versäumnisse des anderen thematisieren wie „Sie haben Ihr Hemd nicht richtig zugeknöpft!“ meiden wir. Auch sind verklausulierte Redewendungen wie „Offen gestanden gefällt mir Ihre Hose nicht so gut“ eher ungeeignet; kaum jemand versteht die wahre Bedeutung auf Anhieb und wundert sich dann darüber, was genau an der Hose auf wenig Gegenliebe stößt.
Bei intimeren Peinlichkeiten wie einer gerissenen Hosennaht oder einem Rocksaum, der sich im Bund der Strumpfhose verfangen hat, ist es meist einfacher, wenn auf dieses Missgeschick vom gleichen Geschlecht aufmerksam gemacht wird. So ist es leichter, wenn ein Mann einen Mann bzw. eine Frau eine Frau darauf hinweisen.
Weder Sie noch Ihr Gegenüber möchten danach über den Fauxpas sprechen. Übernehmen Sie daher als Hinweisender die Gesprächsführung und wechseln Sie das Thema, damit sichergestellt ist, dass der andere nicht in die Not gerät, sich zu erklären oder gar rechtfertigen zu wollen.
Noch ein abschließender Tipp: Eine Teilnehmerin meiner Seminare berichtete mir, dass sie in einem Vorzimmer arbeite. Regelmäßig würden Herren vor ihr stehen, bei denen ein Hemdknopf oder der Reißverschluss offen stünde und die sie auf das Missgeschick hinweisen möchte, bevor diese das Zimmer des Chefs betreten. Sie hat sich auf die Formulierung „Möchten Sie sich zuvor noch frisch machen? Unsere Waschräume sind gleich hier um die Ecke.“ verlegt und verzeichnet damit gute Erfolge – für beide Seiten.