
Überraschender Führungswechsel bei Lisa Film
Der ehemalige Wiener Flughafen-Chef Ernest Grabmann ist in die Geschäftsführung der Lisa Film eingestiegen. Neue Entwicklungen gibt es auch beim Ex-Chef von Lisa-Film-Auftraggeber Degeto.
Die im Zusammenhang mit dem Degeto-Skandal (Überbeauftragung) in die Schlagzeilen geratene Lisa Film des österreichischen Filmmoguls Karl Spiehs sorgt erneut für Gerede. Wie der "Kontakter" erfahren hat, hat Spiehs seinen Enkel Thomas Hroch vom Posten des Geschäftsführers abgezogen. Lisa Film bestätigt auf Anfrage, dass Ernest Gabmann ab sofort kaufmännischer Geschäftsführer der Produktionsfirma ist. Er ist der ehemalige Vorstand des Flughafens Wien-Schwechat und Ex-ÖVP-Politiker.
Für den Bereich Produktion ist ab sofort Spiehs Sohn David zuständig. Warum es allerdings zu dem Wechsel kam und ob dieser möglicherweise mit dem Abzug von Hans-Wolfgang Jurgan als Geschäftsführer der privaten ARD-Produktionstochter Degeto in Zusammenhang stehen könnte, dazu war von Gabmann bis Redaktionsschluss kein Statement zu erhalten.
Der 40-Jährige Thomas Hroch galt in der Branche als Jurgans Mann. Er soll für gute Beziehungen nach Frankfurt gesorgt haben. Eine Vielzahl von Degeto-Produktionen, die in ORF-Kooperation entstanden, wurden über Karl Spiehs Firmenimperium aus Lisa Film, Mona Film, Tivoli Film und seine in München ansässige Event Filmproduktion abgewickelt.
Gabmann ist in Österreich kein Unbekannter. Der 62-Jährige stolperte jüngst über das Finanzdesaster des Terminals „Skylink“. Sein Vertrag wurde Ende vergangenen Jahres vorzeitig aufgelöst. Es standen ernsthafte Beschuldigungen im Raum. Dabei ging es um sein Geschäftsgebaren in Zusammenhang mit der Flughafen Wien AG. Die österreichische Presse hat über den Vorgang in aller Ausführlichkeit berichtet.
Warum sich Karl Spiehs einen Ex-Politiker ohne Erfahrung im Filmbusiness geholt hat, bleibt sein Geheimnis. Unterdessen wartet die Branche auf die Veröffentlichung des Prüfberichtes der KPMG zum Fall Degeto. Nach Kontaker-Informationen wird es für Jurgan kein juristisches Nachspiel geben. Ihm konnte dem Vernehmen nach jenseits der überplanmäßigen Auftragsvergabe kein Fehlverhalten nachgewiesen werden. Gegenstand der Ermittlungen durch die externe Prüfkommission der KPMG war die Frage, ob sich Jurgan möglicherweise bereichert habe und ob der Sender Schadensersatz fordern würde.
Die Akte Jurgan dürfte schon bald geschlossen werden. Die zuständige Sendeanstalt HR will sich derzeit noch nicht äußern.