Omnicom/Publicis:
"Überkommene Fusionslogik": Das sagen Agenturchefs zur Elefantenhochzeit
Ungleiche Partner, gegensätzliche Kulturen, überkommene Fusionslogik: Die Chefs deutscher, inhabergeführter Werbehäuser lassen kaum ein gutes Haar an der Mega-Fusion zwischen der US-Holding Omnicom und Publicis aus Frankreich.
Die Chefs deutscher, inhabergeführter Werbehäuser lassen erwartungsgemäß kaum ein gutes Haar an der Mega-Fusion zwischen der US-Holding Omnicom und Publicis aus Frankreich. "Zwei ungleiche Partner mit unterschiedlichsten Kulturen werden verschmolzen, um den üblichen Kapitalmarktgesang von Synergiepotentialen, Kostenoptimierung und globaler Power anzustimmen", meint etwa Kolle-Rebbe-Mitgründer Stephan Rebbe zu der angestrebten Fusion. Er sehe "ein DaimlerChrysler der Kommunikationsindustrie auf uns zukommen", so Rebbe gegenüber W&V Online: "Für uns Wettbewerber bedeutet der Merger eher Gutes: Die handelnden Organisationen werden sich mehr mit sich selbst beschäftigen als mit dem Markt."
Hubertus von Lobenstein, Mitinhaber von Aimaq von Lobenstein in Berlin, sieht die Folgen der Fusion besonders bei den Mediahäusern: "Auswirkungen hat das sicher auf die Konzentration der Einkaufsmacht seitens der Mediaagenturen. Medien werden sich noch stärker auf eisenharte Verhandlungen einstellen müssen." Beim Kommunikationsangebot selbst erwartet der langjährige Networkchef (Saatchi & Saatchi, TBWA) dagegen keinerlei Veränderungen: "Größe macht das Produkt nicht besser, sondern bestenfalls die Börse glücklich." Er erwarte, dass es auf dem Markt demnächst wieder Werbetalente auf der Suche nach einem neuen Zuhause geben werde. Dass der Zusammenschluss von einem neuen Denken angetrieben werde, lässt sich für Lobenstein aus den ersten Statements der Beteiligten nicht herauslesen: "Das liest sich eher wie das 'Same old, same old' einer überkommenen Fusionslogik."
"Hinter der Frage, warum dieser Merger entsteht, stehen ja nicht solche nach dem Sinn für den Kunden, sondern der pure Wille den Markt zu dominieren", ist Crossmedia-Chef Markus Biermann überzeugt. Er vermutet, dass kleinere und mittlere Networks besonders nervös reagieren werden - was noch zu weiteren Deals führen könnte. Auch Biermann glaubt: "Die unabhängigen Häuser können weiterhin und noch verstärkt mit ihrer Wendigkeit im kundenindividuellen Beratungsgeschäft punkten." Schnelligkeit, Flexibilität und Leidenschaft sprächen eher für die Unabhängigen.