
Trotz Kritik :
"Wer wird Millionär?": RTL gibt Pechvogel keine zweite Chance
RTL bleibt hart, während ein Juraprofessor meint, am tragischen Absturz eines "WWM"-Kandidaten treffe den Sender die Schuld ...
RTL lässt nicht mit sich verhandeln. Der "Wer wird Millionär?"-Kandidat Jérôme Adjallé wird keine zweite Chance bei Günther Jauchs Show bekommen. Der 32-Jährige ist in der Ausgabe vom 6. Mai nach einem falschen Tipp des Zusatzjokers an der 125.000-Euro-Hürde gescheitert. "Der Zusatzjoker wollte helfen, hat dabei das Thema verfehlt und leider falsch geantwortet", sagt ein Sprecher des Kölner Privatsenders der Nachrichtenagentur "dpa". Letztendlich liege die Entscheidung immer in der Hand des Kandidaten. Der Saarbrücker Juraprofessor Maximilian Herberger sieht das anders und stellt sich hinter die Frau, die als Publikumsjoker aufgetreten ist. "Ihre Antwort war nicht falsch, wohl aber die Erklärung von RTL", so Herberger gegenüber der "dpa".
Hintergrund: Es ging bei der 125.000-Euro-Schwelle um die Frage: "Wer auf der "Tribüne" Platz nimmt, tut dies der Wortherkunft zufolge eigentlich, um ...?" - "A: gekrönt zu werden", "B: Recht zu sprechen", "C: Orgien zu feiern" oder "D: Almosen zu verteilen". Adjallé rief zunächst seinen früheren Deutsch- und Geschichtslehrer an. Nach kurzem Zögern riet dieser Telefon-Joker zu Antwort B, war sich aber nicht ganz sicher und wählte den Zusatzjoker: Die Jurastudentin versicherte, sie habe das Große Latinum. Bei Antwort D, "Almosen zu verteilen", sei sie sich zwar auch nicht so sicher, sagte die junge Frau, aber Antwort B sei es gewiss nicht. Adjallé glaubte ihr - und verlor. RTL löste auf: B sei richtig.
Herberger wendet nun ein: "Das Tribunal war in der Tat der Ort, an dem der Tribun seinen Stuhl hatte. Der Tribun war jedoch kein Gerichtsmagistrat und hat nie Recht gesprochen." Ihre Antwort sei nicht falsch gewesen, wohl aber die Erklärung von RTL, betont der Juraprofessor. Er kenne die Jura-Studentin nicht persönlich, jedoch studiere sie sein Fach an derselben Universität. "Sie hat mir leidgetan", sagt er. Die Studentin habe nach der Sendung sowohl im Internet als auch an der Universität einen derartigen "Shitstorm" erlebt, dass sie sich nicht mehr zur Vorlesung getraut habe. "Ich appelliere an Günther Jauch, sein Fairnessgefühl sprechen zu lassen", sagt Herberger, "ich fordere, dass RTL den Kandidaten erstens wieder da einsetzen lässt, wo er durch diese Frage rausgeflogen ist, und die Antwort zweitens offiziell richtigstellt, damit die junge Frau nicht weiterhin so bloßgestellt wird."
Der für die Frage verantwortliche Redaktionsleiter, Harald Valder, wendet indes ein, Herberger habe die Fragestellung falsch interpretiert, niemand habe behauptet, dass von einer Tribüne aus Recht gesprochen werde. "Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler - und wenn unserer Redaktion ein Fehler unterläuft, haben wir kein Problem damit, diesen einzugestehen", so der Redaktionsleiter. "Im Fall der von Ihnen kritisierten Frage kann ich jedoch versichern, dass alles mit rechten Dingen zuging." In der Vergangenheit hatte es in Jauchs Show durchaus fehlerhafte Fragen gegeben; so bekamen auch Kandidaten schon eine zweite Chance.
dpa/ps