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"Washington Post"-Käufer Bezos senkt den Daumen über Paywalls
Auf dem Weg in eine neue "goldene Ära" der "Washington Post" lässt Neu-Eigner Jeff Bezos Bezahlschranken im Web außen vor - aus gutem Grund ...
Der künftige Besitzer der "Washington Post", Jeff Bezos, kennt zwar noch nicht die durchschlagende Lösung für das bröckelnde Printgeschäft, setzt aber auf seinem Weg in eine neue "goldene Ära" der Traditionszeitung nicht auf Bezahlschranken im Internet. Das geht aus dem ersten Gespräch nach dem Kauf hervor, das der Amazon-Gründer und Milliardär vor seinem aktuellen Antrittsbesuch bei der "Post" mit dem Blatt geführt hat. Bezos wörtlich: "Die 'Post' ist für investigativen Journalismus berühmt. Sie investiert Energie und Engagement und Schweiß und Dollars in das Aufdecken wichtiger Geschichten. Und dann kommen ein paar Webseiten daher, fassen diese Arbeit in vier Minuten zusammen, und jeder hat umsonst Zugang zur Nachricht." Selbst hinter einer Bezahlschranke könnte nicht verhindert werden, dass Zusammenfassungen "Post"-eigener Meldungen verbreitet würden. Der Kern der News bleibt ergo nicht exklusiv.
Fest steht nach dem Bezos-Gespräch: Die "Washington Post" soll ihr Niveau nicht einfach nur halten, nein, sie soll wachsen – so die Forderung des Käufers. Für diese Devise will der Internet-Unternehmer Geld in die Hand nehmen; dem Verlagsmanagement stellt Bezos finanzielle Unterstützung über einen längeren Zeitraum in Aussicht, um durch Ausprobieren ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell finden zu können. Orientieren will sich Jeff Bezos am Erfolgskonzept von Amazon: "Stell den Kunden in den Mittelpunkt. Investiere. Und sei geduldig." Wenn man nun "Kunde" durch "Leser" ersetze, könnte die "Post" einen Aufschwung erleben, meint der 49-Jährige.
Anfang August ist bekannt geworden, dass Amazon-Chef Jeff Bezos als Privatmann die "Washington Post" für 250 Millionen Dollar kauft. Der Deal dürfte nach neuesten Angaben im Oktober in trockenen Tüchern sein. Am Dienstag und Mittwoch weilt Bezos erstmals in den Räumen der "Post" und trifft sich mit der Chefredakteurin Katharine Weymouth ebenso wie mit Verlagsmanagern und ausgewählten Reportern. Er wolle Fragen stellen und Experimente in die Wege leiten, heißt es.