"Viele Politiker sind digitale Analphabeten"
Unzufriedenheit in der Digital-Branche: Googles Nordeuropa-Chef Philipp Schindler, Sinnerschrader-CEO Matthias Schrader und Blogger Sascha Lobo kritisieren die Angst deutscher Politiker vor Technik-Neuheiten.
Die digitale Branche hierzulande zeigt sich unzufrieden mit der Politik: Deutschland solle sich wieder mehr auf seine "Tradition als Innovationsmotor" besinnen - das wünscht sich etwa Philipp Schindler in einem Interview mit der "Welt". Googles Nordeuropa-Chef fordert darin mehr Technikfreundlichkeit seitens der deutschen Politik. Diese "sollte nicht zuerst fragen, wie reguliere ich etwas, was spannend und neu ist, sondern wie schaffe ich Raum für Kreativität, um aus Technologien etwas Spannendes zu machen."
Noch radikaler formuliert es Matthias Schrader, Chef der Hamburger Multimedia-Agentur Sinnerschrader bei der Veröffentlichung der aktuellen Geschäftsjahres-Bilanz: "Wir werden von gefährlichen Ahnungslosen regiert. Viele Politiker sind digitale Analphabeten." Das sei für Deutschland ein echter Standortnachteil. Behörden und Politiker schürten gezielt die Angst vor dem "Datenhunger amerikanischer Konzerne", riskierten aber in der Praxis insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Anbieter und gefährdeten Arbeitsplätze, so Schrader.
Einen ähnlichen Tenor hinsichtlich der Staatsoberen hat auch gerade auch Sascha Lobo in seiner Kolumne auf "Spiegel-Online" angeschlagen. Deutschland leide unter einer "grundsätzlichen Missachtung des digitalen Raums". Lobo sieht in der deutschen Politik, "digitale Ahnungslosigkeit" und "Bösartigkeit" aufeinandertreffen. "Durch den Staatstrojaner wird deutlich, dass sich die digitale Ahnungslosigkeit von der Spitzenpolitik bis tief in die ausführende Administration hineinziehen kann", so Lobo.
kas/lr