"Tatort Internet" wirft Diskussion über Persönlichkeitsrechte auf
Seit der Ausstrahlung von "Tatort Internet" ist ein 61-jähriger Mitarbeiter der Caritas verschwunden. Er wurde in der Sendung als mutmaßlicher Kinderschänder gezeigt. Der Verband kritisierte nun RTL II. Grund: Der Sender hatte die Caritas fünf Monate lang bis zur Ausstrahlung nicht über Internet-Aktivitäten des Heimleiters informiert.
Spurlos verschwunden bleibt seit der Ausstrahlung von "Tatort Internet" ein 61-jähriger Mitarbeiter der Caritas. Er wurde in der Sendung als mutmaßlicher Kinderschänder gezeigt. Die Caritas ktitisierte jetzt das Vorgehen von RTL II, weil die Redaktion mit den schweren Vorwürfen gegen den Heimleiter fünf Monate lang bis zur Ausstrahlung der Sendung gewartet habe. "Sofortiges Eingreifen ist uns wichtig, um Gefährdungen für Kinder oder Jugendliche auszuschließen", hieß es in einer Stellungnahme am Wochenende.
RTL II erklärte aus Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte des 61-Jährigen die Caritas nicht über die Internet-Aktivitäten des Heimleiters informiert zu haben. "In diesem Fall liegt kein Straftatbestand vor", sagte eine Sendersprecherin am Montag. "Mit Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte des Betroffenen durften weder Sender noch Produktion Informationen an den Arbeitgeber weitergeben."
Der Leiter eines "Kinderdorfs" in Würzburg wollte nach Ermittlungen der RTL-II-Sendung "Tatort Internet - Schützt endlich unsere Kinder" über das Internet mit einer 13-Jährigen anbandeln und ging dabei dem Fernsehteam in die Falle. Die Träger des Heims kritisierten die Macher der Sendung, Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren gegen den 61 Jahre alten Leiter des "Goldenen Kinderdorfs" in Würzburg ein. Der Mann ist seit der Sendung und der darauf folgenden Entlassung spurlos verschwunden. Seine Kontaktaufnahme und ein Treffen mit der Jugendlichen wurden von "Tatort Internet" am vergangenen Montag dokumentiert.
Die wegen ihrer reißerischen Aufmachung umstrittene Sendung wurde von Stephanie zu Guttenberg, Frau von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, in der ersten Ausgabe als Präsentatorin unterstützt. Mittlerweile prüft die Medienaufsicht, ob bei der Sendung die Regeln des Jugendschutzes eingehalten und Persönlichkeitsrechte von Opfern und mutmaßlichen Tätern berührt worden seien.