Spiegel-Verlag:
"Spiegel"-Spitze soll gehen
Die Chefredakteure Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron sollen den "Spiegel" verlassen. Es gibt schon Gerüchte um einen Nachfolger....
Die Chefredaktion des "Spiegel" steht vor der Ablösung: Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron sollen das Verlagshaus verlassen. Künftig soll ein Chefredakteur das Nachrichtenmagazin leiten und für Print und Online gemeinsam verantwortlich sein, erfuhr Werben & Verkaufen aus Verlagskreisen. Das "Hamburger Abendblatt" hatte Freitagabend über die Entwicklung berichtet.
Dabei hatte die Mitarbeiter-KG des Spiegel die Spekulationen freitagmittags gegenüber Werben & Verkaufen noch scharf und hart dementiert. Nach einer schriftlichen Anfrage spricht sie in ihrer Antwort von "substanzlosen Gerüchten", die dem KG-Sprecher Thomas Haas sowie seinem Kollegen Gunther Latsch nicht bekannt seien. Die Mitarbeiter KG ist für die Wahl einer neuen Chefredaktion ausschlaggegebend. Sie besitzt mit 50,5 Prozent der Stimmen die Mehrheit am Verlag. Deren Geschäftsführer besitzen bei allen wichtigen Entscheidungen des Hauses Stimmrecht. Daneben sind die Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr ("Stern", "Geo") mit einer Sperrminorität von 25,5 Prozent als Gesellschafter stimmberechtigt sowie die Erben von Rudolf Augstein, die als Minderheit allerdings keinen großen Einfluss haben.
Fraglich ist deshalb, warum die Mitarbeiter-KG so hart dementiert. Dies könnte mehrere Gründe haben. Ein Grund könnte sein, dass die KG über eine Ablösung der Spiegel-Doppelspitze noch nicht entschieden hat. Ein anderer Grund könnte sein, dass der Mehrheitsgesellschafter versucht, eine Personaldebatte im Keim zu ersticken, um in Ruhe nach einer neuen Spitze zu suchen. Denn nach der Ablösung des ehemaligen Chefredakteurs Stefan Aust vor einigen Jahren verlief die Suche nach einem Ersatz ziemlich dilettantisch. Wochenlang wurden die Namen möglicher Kandidaten wie auf einem öffentlichen Bazar gehandelt und machten einen Neuanfang zur Farce.
Am Ende entschied sich die Spiegel-Gruppe für eine interne Lösung und wählte Mascolo und Blumencron zu neuen, gleichberechtigen Chefredakteuren, die für Print- und Online gemeinsam verantwortlich sind. Schnell kam es aber unter den beiden Journalisten zum Zerwürfnis. Daraufhin wurde die Doppelspitze Anfang 2011 aufgelöst. Mascolo wurde für das Print-Magazin verantwortlich, von Blumencron für den Online-Bereich.
Trotz der Trennung blieb das Verhältnis zwischen den beiden Spiegel-Chefs angespannt und wurde damit zur Belastungsprobe für das renommierte Printhaus unter Verlagsgeschäftsführer Ove Saffe. Dieser drängte im November vergangenen Jahres Mascolo und von Blumencron darauf, Print und Online künftig enger zu verzahnen.
Doch wie soll dies funktionieren, wenn sich beide Chefredakteure nicht grün sind? Saffe und der Mitarbeiter-KG bleiben nur ein Ausweg, um das unter Renditedruck stehende Printhaus wieder ins tiefere Fahrwasser zu führen. Sie müssen sich von der amtierenden Spiegel-Spitze lösen. Eine Sprecherin des Verlags dementiert deshalb die mögliche Trennung der Chefredaktion eher wachsweichs. Sie will die Personalspekulationen auf Anfrage von Werben & Verkaufen nicht kommentieren. Laut Sueddeutsche.de hat Saffe am Montag in der Redaktion dementiert, dass es bereits eine Entscheidung der Gesellschafter über eine Demission des zerstrittenen Führungsduos gebe.
Sollte es zu einer Ablösung des Spiegel-Duos kommen, könnte dies für den Verlag allerdings ziemlich teuer werden und die Konzernkasse belasten. In Branchenkreisen ist die Rede davon, dass beide Chefredakteure Abfindungen in Millionenhöhe anstreben. Erst jüngst hatte sich der Verlag bei Spiegel-TV, der Fernsehtochter, von Mitarbeitern getrennt und soll hier angeblich 2012 hohe Verluste erwirtschaftet haben.