Machtkampf:
"Spiegel"-Fechtereien: Wolfgang Büchner bleibt
Die Mitarbeiter KG des Spiegel-Verlags hat sich am vergangenen Freitag nicht für den Rauswurf entschieden. Wolfgang Büchner, angeschossener Chefredakteur des "Spiegel" bleibt zunächst. Aber die Nachfolger werden schon sondiert.
Erst räumt Dominik Wichmann die Chefredaktion des "Stern", dann folgt Jörg Quoos beim "Focus" – ein weiterer Kandidat eines Nachrichtentitels steht vor der Ablösung: Wolfgang Büchner, Chefredakteur des "Spiegel". Am Freitag traf sich dazu ein kleiner Kreis. Der Mehrheitsgesellschafter Mitarbeiter KG will den ehemaligen DPA-Chef loswerden. Aber: Einen schnellen Wachwechsel wird es nicht geben. Vor allem Julia Jäkel, Chefin des Spiegel-Miteigners Gruner + Jahr, ist unschlüssig, wer das "Sturmgeschütz der Demokratie" führen soll. Deswegen soll Büchner zunächst bleiben - solange, bis ein Nachfolger gefunden ist.
Beim Treffen am Freitag soll, nach Informationen des "Tagesspiegel", die Mitarbeiter KG ebenso wenig dabei gewesen sein wie die Erbengemeinschaft. Stattdessen sollen sich Büchner sowie Geschäftsführer Ove Saffe mit Jäkel und Oliver Radtke von G+J getroffen haben. Dort haben Büchner und Saffe offenbar ihre abgespeckte Version des "Spiegel 3.0" vorgestellt. Unter diesem Namen läuft das Projekt der Verschmelzung von Print- und Onlineredaktion, das Büchner derzeit schwer durchsetzen kann. Laut "Tagesspiegel" hat Büchner jetzt wohl zugestanden, die Ressortleiterstellen nicht neu zu besetzen.
Kandidaten gibt es einige, dazu zählt "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, der das Blatt aber kaum verlassen wird. Gehandelt wird auch Mathias Müller von Blumencron, Digital-Chef der "FAZ". Er selbst sagt, er führe "keine Gespräche". Ebenso nochin der Wahl: Das Duo aus Vizechef Klaus Brinkbäumer und Ex-Vize Martin Doerry sowie Hans-Jürgen Jakobs, Chefredakteur des "Handelsblatt". lip/aj
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