R.SA-Plakat :
"Sächsistische" Reklame bringt Werberat in Wallung
Der Werberat muss sich mit einem offenherzigen Plakat-Motiv der Leipziger Welle R.SA auseinandersetzen - die weiblichen Fans ahmen das Bild nach.
Zu viel Sex für Sachsen? Die Hörer des privaten Leipziger Radios R.SA sind einiges gewöhnt, schließlich steht der Sender für Events wie Nacktrodeln. Ein paar Fans der Welle aus der Regiocast-Familie hat es jetzt doch die Sprache verschlagen: Von einem Werbeplakat für R.SA wedelt seit Anfang November das leicht bekleidete Hinterteil einer gut gebauten Frau, die mit dem Kopf in einem Trockner verschwindet – viel Haut auf großer Fläche. Das Motiv ist Teil einer Kampagne, die seit Längerem unter dem Motto "Lieber bei Böttcher & Fischer reinhören" für die Morningshow von R.SA wirbt. Sie wird von den beliebten Sachsen Thomas Böttcher und Uwe Fischer moderiert.
Dass inzwischen – wie der Sender bestätigt – eine Beschwerde beim Werberat gegen das Motiv vorliegt, dürfte auch dem Umstand geschuldet sein, dass vereinzelte Kritik von Hörern an der offenherzigen Reklame zügig von Böttcher & Fischer in ihrem viel besuchten Blog aufgegriffen wurde. An die Hörerinnen stellten sie die Frage, ob derlei als chauvinistisch empfundene Motive wirklich geschmacklos seien oder ob sich weibliche Radiofans sogar vorstellen könnten, so fotografiert zu werden. Das zog weite Kreise – und brachte R.SA über 50 Bilder von Sächsinnen in Reizwäsche ein, die mit ihren Häuptern in diversen Haushaltsgeräten verschwinden. Schnell war ein Wettbewerb im Gange, eine Siegerin gekürt, eine Fotogalerie aufgestellt – nur das Lager der Fans blieb zweigeteilt. Wobei: Im Blog sind die Kritiker der Aktion in der Minderheit.
R.SA reagiert auf Anfrage von W&V Online gelassen. Man nehme die Beschwerde des Werberats selbstverständlich ernst. Das Team der Leipziger Station wolle in der kommenden Woche dazu beim Aufsichtsgremium schriftlich Stellung beziehen. Weiter heißt es, R.SA habe das Frauen-Bild bewusst in die Reihe der Werbemotive aufgenommen, die beispielsweise auch einen Handwerker im Blaumann mit Kopf im Betonmischer darstellen – gegen den Rat der Zebra Werbeagentur, die die Kampagne betreut. Den Kreativen war wohl schon im Vorfeld bewusst, dass das Motiv mit der Frau vor dem Trockner anecken könnte. Doch R.SA gefiel das Plakat nach eigener Aussage; in Zeiten von Redcoon-Kampagnen mit Micaela Schäfer sei nackte Haut nichts Ungewöhnliches mehr in der Werbung, so die Meinung im Leipziger Funkhaus. Schäfer zog übrigens diese Woche beim R.SA-Mitbewerber 89.0 RTL wirklich im Studio blank.
Sexismus in Sachsen? Die meisten Fans im "BöFi-Blog" stehen hinter der Werbeaktion des Senders, der Musik der 60er, 70er, 80er und viele deutsche Titel spielt. Die lokale Presse macht aus dem umstrittenen Plakat inzwischen einen richtig gehenden PR-Coup - wichtig für Radiostationen, während die erste Umfragewelle zur nächsten Reichweitenauswertung in der MA Radio I/2014 noch läuft. Das ist "Sächsismus", der sich gewaschen hat!