Champions League:
"Lahme Bestie": Presse zweifelt nach Real-Klatsche am FC Bayern
"Oh mei! Die Bayern nur eine lahme Bestie!": So empfängt die Münchner "tz" ihren FC Bayern, der im Champions-League-Halbfinale die 0:1-Niederlage gegen Real Madrid verkraften muss. Eine Presseschau.
Die 0:1-Niederlage des FC Bayern München gegen Real Madrid am Mittwochabend im Hinspiel des Champions-League-Halbfinales schmeckt vor allem der heimischen Presse nicht. Die Erfolge der vergangenen Spielzeiten sind schlagartig vergessen. Die Münchner "tz" wirkt recht skeptisch, ob das Team von Trainer Pep Guardiola den Patzer am kommenden Dienstag beim Rückspiel in der Allianz-Arena noch ausbessern kann und schreibt: "Oh mei! Die Bayern nur eine lahme Bestie! Droht der erneute Triple-Traum zu platzen?" Der Verein müsse sich vor heimischer Kulisse "deutlich steigern, um das Champions-League-Finale zu erreichen". Die "tz" erkennt an, dass sich der der Titelverteidiger in Madrid zwar "deutlich verbessert im Vergleich zu den vergangenen Partien" präsentierte. Aber dem Münchner Blatt fehlte es bei den Bayern an "Durchschlagskraft und Kreativität".
Das an der Isar angesiedelte Team von Focus Online fasst es ähnlich zusammen: "Bayern scheitert am Real-Granit und an Madrids schnittigen Kontern." Und: "Der FC Bayern hat zum Champions-League-Finale noch einen ganz harten Weg vor sich". Den Münchnern habe am Ende all ihr Ballbesitz nichts genutzt. Die Münchner "Abendzeitung" macht das fehlende Glück vor allem an einem Spieler fest: "Ribéry: Wann dreht er endlich wieder auf?" Und die "Süddeutsche Zeitung" schreibt aus Münchner Sicht: "Viel, viel, viel Ballbesitz, aber die erste gute Torchance nach 84 Minuten: Der FC Bayern verliert das Hinspiel im Champions-League-Halbfinale bei Real Madrid 0:1. Trainer Pep Guardiola scheitert mit seinem Plan, den Gegner festzuzurren - weil Real sich immer wieder mit schnellen Kontern befreit."
Die Sportpresse wird in ihrer Formulierung deutlicher, es wirkt stellenweise, als habe sich der FCB eine haushohe Klatsche eingefangen und kein 0:1. So textet des Team des Kickermagazins "11 Freunde": "The Real Deal - Real gegen Bayern, das war eine Schlacht, die allerdings nicht zum Gemälde werden wird. Am Ende reicht dem defensiven Real ein Geniestreich von Ronaldo und Benzema. Die Bayern-Spieler schleichen geknickt vom Feld, Matthias Sammer verspeist in der Mixed Zone einen Ordner bei lebendigem Leib und Pep Guardiola sitzt gedankenverloren in der Kabine und liest ein Gedicht über das Verlieren. Deep." Der "Kicker" urteilt: "Vorteil Real - FCB mit viel Ballbesitz, aber wenig Ideen!" Auch Sport1 (als Münchner Sender mit naturgemäß vielen Bayern-Fans) zählt zu jenen, die nun am erneuten Triple des FCB zweifeln: "Benzema gefährdet Bayerns Titel-Traum - Der FC Bayern muss nach einer Niederlage bei Real um das Finale bangen. Die Gäste dominieren, sind vor dem Tor aber harmlos."
Härter der Ton bei "Bild". Das Springer-Blatt formuliert hämisch: "Pep, so platzt dein Triple-Traum!" Das sei "ganz bitter für den FC Bayern" Und: "0:1 verlieren die Münchner das Hinspiel im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid – weil Franzosen-Bomber Karim Benzema eiskalt trifft!" Das "Hamburger Abendblatt" umschreibt die Lage stilvoller: "Überlegene, aber harmlose Bayern verlieren bei Real Madrid!" Das Hamburger Team von Spiegel Online lobt die Spielleistung der Münchner: "Die Bayern ließen sich von dem Gegentreffer nicht aus dem Konzept bringen, sie pressten weiter und hatten deutlich mehr Spielanteile." Doch auch sie müssen festhalten: "Der Haken an der Sache: Auch Madrid machte einfach so weiter wie vor der Führung. Real verteidigte, lauerte auf Konter und hätte so fast den zweiten Treffer erzielt." Der Berliner "Tagesspiegel" bringt die Spielleistung der Bayern so auf den Punkt: "Viel Ballbesitz, wenig Ertrag." Die Frankfurter "FAZ" klingt ähnlich: "Ballbesitz nahe der 80-Prozent-Marke, aber keine Tore". Schreibt aber auch: "Das Ding ist für Bayern noch nicht durch." Sehr selbstbewusst tritt freilich die spanische Presse auf. Stellvertretend sei hier die Sportofferte "Marca" zitiert, die triumphiert: "Bayern, das ist Madrid!"
Des einen Leid ist des anderen Freud: Das Halbfinal-Hinspiel des FC Bayern München bei Real Madrid hat dem ZDF einen neuen Saisonrekord in der Champions League beschert. 11,66 Millionen Zuschauer verfolgten am Mittwochabend ab 20.45 Uhr, wie Gastgeber Real den Deutschen Meister mit 1:0 bezwang. Der Marktanteil betrug 38,2 Prozent, beim jüngeren Publikum zwischen 14 und 49 Jahren 31,5 Prozent. Im Pay-TV bei Sky wurden 820.000 weitere Zuschauer gemessen. Die Fans in den Kneipen sind dabei nicht eingerechnet. Den bisherigen Saisonrekord halten auch die Bayern mit dem 3:1 im Viertelfinal-Rückspiel gegen Manchester Unitedam 9. April - 10,42 Millionen Zuschauer schalteten damals das Zweite ein. Ach, ja - das ZDF umschreibt die Lage des Titelverteidigers so: "Vor dem Rückspiel am kommenden Dienstag steht der Rekordmeister unter Zugzwang." Das Zweite ist dann wieder am Ball und überträgt ab 20.45 Uhr live.