Steuerhinterziehung:
"Jetzt geht es für ihn um die Wurst": Der Fall Uli Hoeneß und die Medien
Burdas "Focus" hat den Steuer-Skandal rund um Bayern-Präsident Uli Hoeneß aufgedeckt. Andere Medien ziehen nach - zum Ärger des Wurstfabrikanten.
Kaum ist FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß ins Visier der Steuerfahnder geraten, schon droht der rührige Unternehmer den berichtenden Medien mit juristischen Schritten. Er wolle kurzfristig nichts mehr zu seinem Fall sagen und kündigt an: "Gegen die Exzesse in einigen Berichterstattungen werde ich mich anwaltschaftlich zur Wehr setzen", so Hoeneß im "Münchner Merkur" (Montag). Einer Münchner Zeitung kündigt er an: "Für die wird das richtig teuer." Er könne vorerst nichts zum schwebenden Verfahren sagen. "Ich werde einige Wochen ins Land ziehen lassen, ehe ich mich äußere."
Schritte, von denen ihm Kommunikationsberater Hasso Mansfeld abrät. "In der jetzigen Situation lauthals zu verkünden, einzelne Medien verklagen zu wollen, ist ein gravierender Fehler. Auch anzukündigen, erst in einigen Wochen Stellung beziehen zu wollen, ist falsch. De facto wird so die Öffentlichkeitsarbeit auf die Medienanwälte übertragen. Dass das keine gute Strategie ist, musste seinerzeit schon Christian Wulff erfahren, der nach dem Rausschmiss seines Pressesprechers seinen Rechtsanwalt Lehr mit dessen Aufgaben betraute", betont Mansfeld gegenüber W&V Online. "Uli Hoeneß droht durch einen harten Konfrontationskurs sämtliche Sympathien in der Medienlandschaft zu verspielen", warnt der Kommunikationsprofi.
Die Fakten: Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt gegen den 61 Jahre alten Sportfunktionär und Unternehmer wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung, wie der aktuelle "Focus" schreibt. Das Nachrichtenmagazin, dessen Herausgeber Helmut Markwort dem Verwaltungsbeirat des FC Bayern angehört, beruft sich auf Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich und Hoeneß selbst. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) erklärt, schon seit Längerem Kenntnis von dem Verfahren zu haben. Hoeneß hat sich den Berichten zufolge im Januar selbst beim Fiskus angezeigt und inzwischen Steuern nachbezahlt. Fachleute gehen davon aus, dass die Angelegenheit erst nach Monaten geklärt werden kann.
Während sogar die deutsche "Bild" vergleichsweise harmlos am Montag den Fall skizziert, sein Steuersystem erklärt, bei der Politik nachhakt und die Frage nach einer möglichen Gefängnisstrafe aufwirft, die bei Steuerhinterziehung droht, gehen Schweizer Medien teils hart mit ihm ins Gericht. So verweist die Printausgabe der Zeitung "Blick" am Montag darauf, dass Uli Hoeneß sich stets "als moralische Instanz" gefallen und mit markiger Kritik an anderen nicht zurückgehalten habe. "Jetzt ist der Lack bei Hoeneß selber weg." Er müsse sich nun erklären und jene Transparenz schaffen, die er zuvor überall eingefordert habe. "Denn jetzt geht es für ihn um die Wurst", schreibt das Blatt unter Anspielung auf Hoeneß‘ Erfolge als Wurstfabrikant. "Bis jetzt war er der erhobene Zeigefinger des deutschen Fußballs - doch nun richten sich die Zeigefinger auf ihn selbst", heißt es im Schweizer "Tages-Anzeiger". Und: "Uli Hoeneß stürzt von der Kanzel des Moralpredigers", schreibt die "Neue Zürcher Zeitung". Der Bayern-Präsident sei aufgetreten wie "ein Sittenprediger, der die Leute Mores lehrt". Jetzt stelle sich die Frage, ob er Präsident des größten deutschen Fußballvereins bleiben könne. Denn dies wäre "genau die Frage, die Hoeneß bei jedem Konkurrenten stellen würde", so die "NZZ".
Hierzulande profitieren bereits die ersten Medien vom tiefen Fall des FC-Bayern-Präsidenten. So hat die Debatte über den Steuerskandal der ARD-Talkshow "Günther Jauch" am Sonntagabend die beste Einschaltquote seit Sendestart eingebracht: 6,67 Millionen Zuschauer (Marktanteil 23,0 Prozent) haben die Talkrunde zum Thema "Vom Saubermann zum Steuersünder" über die Steueraffäre um 21.45 Uhr eingeschaltet. Mit dabei: NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD), Komiker Oliver Pocher und Sportreporter Dieter Kürten. Das Stück ist online in der Mediathek der ARD zu finden.
Zum heutigen Montagabend will auch Jauchs Talk-Kollege Frank Plasberg vom Skandal rund um den Fußball-Magnaten profitieren und kündigt spontan eine Themenänderung an. "Hart aber fair" wird ab 21 Uhr im Ersten unter dem Motto stehen "Ausgerechnet Hoeneß - wem kann man jetzt noch trauen?". Geladen sind Andrea Nahles (SPD-Generalsekretärin), Hans Leyendecker (Leiter Investigativ-Ressort "Süddeutsche Zeitung", Buchautor "Die große Gier"), Roger Köppel (Chefredakteur der Schweizer Wochenzeitung "Weltwoche") und Manfred Breuckmann (Sportjournalist und Autor). Manni Breuckmann kommentierte über 30 Jahre lang Fußballspiele im Radio und hat gemeinsam mit Hoeneß das Buch "Fußballgipfel" veröffentlicht.
ps/dpa