Aus elf Ressorts werden drei

Wie aber sehen diese Voraussetzungen aus? Zunächst einmal: "Focus" wird ein echtes Berliner Kindl. "Von dort aus recherchiert, schreibt, plant und baut die Redaktion das komplette Heft", sagt Schneider. Er beschreibt gegenüber W&V detailliert, wie die Mitarbeiter aus Redaktion und Layout miteinander umgehen, das Heft konzipieren, oft auch in Teams Geschichten verfolgen. 'Focus' wird thematisch und optisch viel breiter", sagt er.

So soll das "Ressort-Wirrwarr", wie es Schneider nennt, schon ab Mai abgeschafft werden. Aus ehemals elf Ressorts entstehen drei übergreifende: "Politik und Wirtschaft", "Wissen und Gesundheit" und "Kultur und Leben". Das Cover wird schon jetzt geändert, dabei werde die Bildsprache noch plakativer, die Optik damit frischer, luftiger.

Focus setzt weiter auf Nutzwert

"Von seiner DNA wird 'Focus' aber nichts verlieren", sagt er, es bleibe ein gut gemachter Nutzwert-Titel. Gut möglich, dass der "Focus" weiter mit Ärzte-Listen aufwartet.

Im Hause Burda werden all die Schritte mit einer "Modernisierung der Redaktionsstruktur" verkauft. Neun betriebsbedingte Kündigungen wurden heute ausgesprochen. Weiteren Mitarbeitern soll das Angebot unterbreitet werden, gegen Zahlung einer Abfindung freiwillig zu kündigen.

Vier Chefredakteure in fünf Jahren

Bevor Robert Schneider zum 1. März 2016 die Chefredaktion übernahm, gaben sich die obersten Blattmacher binnen kürzester Zeit die Klinke in die Hand. Nach der Ära Helmut Markwort, der seit Gründung von 1993 bis 2010 regierte und Tagebuch führte, folgten Uli Baur, Wolfram Weimer, Jörg Quoos und Ulrich Reitz. Vier Wechsel in fünf Jahren. Große Namen mit der ewigen Hoffnung auf große Wirkung.


Autor: Jochen Kalka

ist jok. Und schon so lange Chefredakteur, dass er über fast jede Persönlichkeit der Branche eine Geschichte erzählen könnte. So drängt es ihn, stets selbst zu schreiben. Auf allen Kanälen.