
Product-Placement:
"Fack Ju Göhte 2": Ein Film voller Werbepartner
"Fack Ju Göhte 2" kommt beim Publikum bisher gut an - darüber können sich die zahlreichen Werbepartner freuen.
Mehr als zwei Millionen Zuschauer an nur vier Tagen, fast 18 Millionen Euro Umsatz: "Fack Ju Göhte 2" macht sich auf, der erwartete Mega-Erfolg zu werden. Und das dürfte nicht nur die Macher der Komödie freuen, sondern auch in den Chefetagen einiger Konzerne für zufriedene Gesichter sorgen. Denn für einen deutschen Film werden diverse Produkte ungewohnt prominent und werbewirksam platziert in "Fack Ju Göhte 2".
Schauspieler Elyas M'Barek, der auf zahllosen Plakaten strahlend eine Orangina-Limonade in die Kamera hält, greift auch in der Rolle des Lehrers Zeki Müller im Film immer wieder zur deutlich erkennbaren Flasche. Eine komplette Szene spielt außerdem in einer malerisch am Strand gelegenen McDonald's-Filiale, in der thailändische Waisenkinder ihre heiß ersehnten Menüs bekommen. Einer der lustigsten Dialoge des Films ("Ich hab Asperger - elf Prozent." - "Ich hab Wodka - 40 Prozent") wird dadurch unterstrichen, dass Chantal (Jella Haase) eine Flasche Absolut Vodka sehr sichtbar in die Kamera hält.
Als Schüler Danger (Max von der Groeben) morgens zum Frühstück genüsslich einen Schokokuss ins Brötchen klemmt, ist die Dickmann's-Packung deutlich zu erkennen. Da war es nur folgerichtig, dass Orangina und Dickmann's - wie die anderen Darsteller auch - zur Weltpremiere in München erschienen. Die Limo gab's für Journalisten am roten Teppich umsonst, den Schokokuss zum Schluss für jeden Premierenbesucher - liebevoll einzeln verpackt.
Dass Film- und Schokokuss-Produzenten zusammenarbeiten, legt außerdem ein Blick auf die Dickmann's-Homepage sehr nahe, die fast aussieht, als handle es sich um die Film-Homepage. "Wi bring Ju ganz dick raus", steht da. In einem Gewinnspiel winkt eine Komparsen-Rolle in einem der nächsten Filme der Produktionsfirma Constantin.
Ebenso mit dabei: die Deutsche Telekom. Die Schauspielerin Eva Nürnberg spielt in der Telekom-Werbung mit der Familien Heins die Clara - und mimt im Film eine Schülerin. Bei der Premiere posierte sie an der Seite von M'Barek.
"Die Constantin Film geht bei ihren Kinoproduktionen in einigen wenigen Fällen Marketingkooperationen ein", sagt eine Sprecherin. "Wir veröffentlichen nicht, um welche Produkte es sich handelt und welche Konditionen im Einzelfall vereinbart wurden." Constantin sei an McDonald's herangetreten, sagt ein Sprecher der Fast-Food-Kette. "Das Angebot war für uns attraktiv." Der Deal: McDonald's taucht im Film auf ("Markenpräsenz") - im Gegenzug macht die Kette auf Tabletts und in Facebook-Posts Werbung für die Komödie.
"Fack Ju Göhte 2" ist natürlich auch kein Einzelfall. "Das hat es immer schon gegeben. Im amerikanischen Film ist das ein Marketing-Modell", sagt der Geschäftsführer des Vereins Werbung im Kino, Rainer Borgelt. Er verweist auf die BMWs und Rolex-Uhren in älteren Bond-Filmen. Und auch im deutschen Film sei das Product-Placement kein neues Phänomen.
Sogar der Bundesgerichtshofes (BGH) befasste sich in den 90er-Jahren mit dem Thema. In Willy Bogners Film "Fire, Ice and Dynamite" hatte der Modeunternehmer seine eigenen Produkte so prominent platziert, dass der BGH entschied: Wenn ein Film zuviel Werbung enthalte, müsse es vor dem Kinostart einen Hinweis darauf geben. In den Richtlinien des FilmFernsehFonds Bayern, der den Film insgesamt mit rund 1,5 Millionen Euro gefördert hat, steht nach Angaben einer Sprecherin nichts über Product-Placement. Das habe also keinen Einfluss darauf, wieviel Geld ein Film bekomme.
Einen großen, neuen Trend zu Produktplatzierungen im deutschen Film sieht der Berliner Medienrechtler Cornelius Renner zwar nicht, es gebe inzwischen aber viele deutliche Beispiele. "Mir ist das zum ersten Mal bei Schweighöfers "Schlussmacher" extrem aufgefallen", sagt er. "Da wird ja nur Mercedes gefahren und Red Bull getrunken." So lange das alles aber noch in die Handlung passe, sei das rechtlich in Ordnung. Außerdem stehen reale Produkte im Film seiner Ansicht nach auch für eine "gewisse Realitätsnähe". Und die meisten Zuschauer seien sich heute auch durchaus bewusst, dass ein Film eben irgendwie finanziert werden muss. "Man geht schon davon aus, dass der Verbraucher relativ aufgeklärt ist."