
"FR"-Verkauf: DuMont-Vorstand Sommerfeld bringt Mitgesellschafter in Rage
Riesiger Krach zwischen der SPD-Medienholding DDVG und DuMont: Die beiden Anteilseigner der "Frankfurter Rundschau" streiten sich um die Zukunft des Blattes. Auslöser war ein Interview mit DuMont-Vorstand Franz Sommerfeld.
Zwischen der SPD-Medienholding DDVG und dem Kölner Verlagshaus M.DuMont Schauberg, beide Anteilseigner der angeschlagenen "Frankfurter Rundschau" (FR), hängt der Haussegen schief.
Barbara Hendricks, SPD-Schatzmeisterin und Gesellschafterin der DDVG, hat die Äußerung des MDS-Vorstands Franz Sommerfeld scharf gerügt, der einen Verkauf der "Frankfurter Rundschau" öffentlich nicht ausgeschlossen hatte. "Wenn Herr Sommerfeld schon nicht mit den Zahlen umgehen kann, dann sollte er es zumindest mit den Worten", rügt die Schatzmeisterin in einem ungewöhnlich scharfem Ton. Hendricks erinnert dabei, dass Sommerfeld als ehemaliger Chefredakteur unter anderem der "Mitteldeutschen Zeitung" öffentlich bewußt sein müsse, was er sagt. Sie reagiert damit auf ein Interview, das das MDS-Vorstandsmitglied zuvor der "Financial Times Deutschland" gewährt hatte.
Hendricks und der DDVG-Geschäftsführer Jens Berendsen sehen durch die Verkaufsspekulationen, die Sommerfeld jetzt ausgelöst habe, einen "Vermögensschaden" für die SPD-Medienholding. Dies könnte möglicherweise rechtliche Konsequenzen für das Kölner Verlagshaus M.DuMont Schauberg (MDS) haben. "Ob wir dagegen rechtlich vorgehen, bleibt abzuwarten", betont die Schatzmeisterin. In den Verlagskreisen heißt es, dass die SPD-Medienholding mit dem MDS-Vorstandsmitglied zumindest ein ernstes Wörtchen reden werde. Man wolle sein Vorgehen nicht sang und klanglos hinnehmen, heißt es. Fraglich ist, ob dies für ihn möglicherweise sogar personelle Konsequenzen hat.
Damit scheint das Tischtusch zwischen den beiden Verlagshäusern vorerst zerschnitten. Unklar ist, ob angesichts des jüngstes Disputs geschäftlich weiterhin ein freundschaftliches Verhältnis überhaupt möglich ist. In Kreisen der SPD-Medienholding wird spekuliert, ob Sommerfeld mit seinen Verkaufsspekulationen bewusst einen Eklat mit dem Mitgesellschafter provozieren wollte, obwohl dieser die etwaigen Verkaufsabsichten für die "FR" gegenüber der Deutschen Presse Agentur (dpa) inzwischen bereits dementiert hat.
Berendsen sieht weiterhin gute Chancen für die "Frankfurter Rundschau", obwohl das Anzeigengeschäft in den vergangenen Jahren kräftig Federn gelassen hat. So liegt der Anzeigenrückgang zwischen 2008 und heute bei rund 14 Millionen Euro. Derzeit sollen die Mitarbeiter der Zeitung erneut auf Urlaubs- und Weihnachtgeld verzichten, um die Kosten der Zeitung weiter zu drücken. Ein Stellenabbau sei nicht geplant, so Berendsen. Der Verlag wolle mit der bestehenden Mannschaft weiterarbeiten, heißt es. Bei der "Frankfurter Rundschau" sind 385 Vollzeit-Kräfte beschäftigt.
An der "Frankfurter Rundschau" hält MDS 50 Prozent plus eine Stimme. Die DDVG ist mit 40 Prozent beteiligt, die restlichen Anteile gehören der Karl Gerold Stiftung.