Niemand machte einen Hehl daraus, dass F.M. ein spezieller Mensch ist, voller eigentümlicher Angewohnheiten, ein Mann mit Ecken und Kanten. Manchmal ein bisschen spröde. Legendär: Schmidts Faible für Torten. Und doch schätzen ihn alle, weil er ein integrer, ein feiner Mensch ist. Er ist exakt, ein Stratege eben, und als Intellektueller den meisten überlegen. Sein Gegenüber aber würde er das niemals spüren lassen.

F. M. Schmidt wurde 1962 als Kind eines Ägypters und einer deutschen Krankenschwester geboren, erzählt Müller. Eine Heirat kommt für die Mutter nicht in Frage, sie erzieht ihren Sohn lieber allein. Schmidt wächst in einem Frauenhaushalt auf, fällt früh aus der Rolle. Schon das Grundschulzeugnis vermerkt, wie fleißig der kleine Frank-Michael studiert. Allerdings solle er seine Freizeit tatsächlich mehr der Erholung widmen. Schmidt hat diesen Vorschlag bis heute nicht gewürdigt.

Schmidt studiert Publizistik, Philosophie und Politikwissenschaft, macht dann aber ein Praktikum als Texter bei Andreas Grabarz, der ihm schließlich den Namen F.M. gibt. Der wird ihm bleiben. Schmidt will eigentlich etwas Ordentliches aus sich machen, Assistent der Geschäftsführung etwa. Das wird er auch: bei Wilkens Ayer (heute: FCB). Und verschreibt sich damit endgültig der Werbung.

1991 kommt er zur Lintas, damals die größte Werbeagentur Deutschlands. Er ist da schon Stratege. Dann holt ihn 1998 JWT, schließlich Scholz & Friends. JWT ist damals eine Größe, Scholz & Friends eine Agentur mit angekratztem Ruf. Die W&V schreibt 2003: "Scholz & Friends war einmal die Vorzeige-Agentur. Jetzt hat sie an Glanz verloren." F.M. soll es richten.

Das hat er - mit Verlaub. Heute ist die Gruppe ein Konzern mit großen Kunden, WPP hält Anteile. 35 Jahre ist Scholz & Friends in diesem Jahr geworden. Für F.M Schmidt war es ein hartes Geschäftsjahr, eines das mit #Effiegate begann und dem Opel-Pitch endete. Beides ging gut aus für ihn und Scholz & Friends. Alles geschafft. Kommende Woche geht's zum Rapport bei Sir Martin Sorrell. Der dürfte zufrieden sein.

Tina Müller sagt: "Frank-Michael Schmidt ist ein CEO, auf den man sich verlassen kann und der in einer von Eitelkeiten durchsetzten Branche durch Loyalität und Kundenfokussierung glänzt. Einer der letzten Gentlemen in der Werbebranche."

Stolz ist der Gehuldigte darauf nicht. "Das wäre nicht mein Wort", sagt F.M. "Aber zufrieden bin ich schon."

So ist er eben. Wir gratulieren!

W&V-Videoblogger Mirko Kaminski hat F.M. Schmidt und seine Laudatorin direkt nach der Ehrung befragt:

Dass F.M. Schmidt auch ganz anders kann, das sehen Sie hier.


Conrad Breyer, W&V
Autor: Conrad Breyer

Er kam über Umwege zur W&V. Als Allrounder sollte er nach seinem Volontoriat bei Media & Marketing einst beim Kontakter als Reporter einfach nur aushelfen, blieb dann aber und machte seinen Weg im Verlag. Conrad interessiert sich für alles, was Werber- und Marketer:innen unter den Nägeln brennt. Seine Schwerpunktthemen sind UX, Kreation, Agenturstrategie. Privat engagiert er sich für LGBTQI*-Rechte, insbesondere in der Ukraine.