Hall of Fame:
"Einer der letzten Gentlemen in der Werbebranche"
Im Rahmen der Effie-Gala wurde auch die Aufnahme von Frank-Michael Schmidt in die "Hall of Fame der deutschen Werbung" gefeiert. Die Laudatio auf ihn hielt Opel-Marketingchefin Tina Müller. Der Scholz & Friends-CEO im Porträt - und im Video-Interview.
Franks gibt es viele, auch Michael ist kein seltener Name, aber einen F.M., den gibt es nur einmal. In ihrer Laudatio auf Frank-Michael Schmidt, CEO der Scholz & Friends-Gruppe, hat Tina Müller, die Marketingchefin von Opel, an Lob nicht gespart, als sie das Lebenswerk des großen Werbers abhandelte. Das alles geschah im Rahmen der Effie-Gala; rund 500 Gäste waren im Gesellschaftshaus des Palmengartens versammelt.
Die "Wirtschaftswoche" hat Schmidt in ihre Hall of Fame der deutschen Werbung aufgenommen, mit der sie seit 15 Jahren bedeutende Persönlichkeiten der Branche ehrt. Schmidt ist der dritte Scholz & Friends-Chef, der es in die Hall of Fame geschafft hat, nach Agenturgründer Jürgen Scholz und dem langjährigen Kreativchef Sebastian Turner.
Seine Laudatorin durfte sich Schmidt selbst aussuchen. Seine Wahl fiel auf Tina Müller, sie hat die Aufgabe sofort und ohne Rancune angenommen. Ausgerechnet Tina Müller, die Scholz & Friends in den Pitch zwang, obwohl sie der Agentur so viel zu verdanken hat.
An diesem Abend aber kein Wort davon, alles anders. Tina Müller hatte sich vorbereitet, mit allen Details. Sie hat sich mit Schmidt zusammengesetzt, um ihn noch besser kennenzulernen, ihm zugehört - und wer F. M. Schmidt kennt, weiß, dass man dafür Zeit mitbringen muss. Sie hat die Laudatio selbst verfasst, "obwohl F.M. das wohl am liebsten selbst erledigt hätte", wie sie sagt. Einen Koffer voller Dokumente habe er ihr mitgegeben. Müller hat aber auch mit Weggefährten gesprochen, Kollegen und Kunden.
Niemand machte einen Hehl daraus, dass F.M. ein spezieller Mensch ist, voller eigentümlicher Angewohnheiten, ein Mann mit Ecken und Kanten. Manchmal ein bisschen spröde. Legendär: Schmidts Faible für Torten. Und doch schätzen ihn alle, weil er ein integrer, ein feiner Mensch ist. Er ist exakt, ein Stratege eben, und als Intellektueller den meisten überlegen. Sein Gegenüber aber würde er das niemals spüren lassen.
F. M. Schmidt wurde 1962 als Kind eines Ägypters und einer deutschen Krankenschwester geboren, erzählt Müller. Eine Heirat kommt für die Mutter nicht in Frage, sie erzieht ihren Sohn lieber allein. Schmidt wächst in einem Frauenhaushalt auf, fällt früh aus der Rolle. Schon das Grundschulzeugnis vermerkt, wie fleißig der kleine Frank-Michael studiert. Allerdings solle er seine Freizeit tatsächlich mehr der Erholung widmen. Schmidt hat diesen Vorschlag bis heute nicht gewürdigt.
Schmidt studiert Publizistik, Philosophie und Politikwissenschaft, macht dann aber ein Praktikum als Texter bei Andreas Grabarz, der ihm schließlich den Namen F.M. gibt. Der wird ihm bleiben. Schmidt will eigentlich etwas Ordentliches aus sich machen, Assistent der Geschäftsführung etwa. Das wird er auch: bei Wilkens Ayer (heute: FCB). Und verschreibt sich damit endgültig der Werbung.
1991 kommt er zur Lintas, damals die größte Werbeagentur Deutschlands. Er ist da schon Stratege. Dann holt ihn 1998 JWT, schließlich Scholz & Friends. JWT ist damals eine Größe, Scholz & Friends eine Agentur mit angekratztem Ruf. Die W&V schreibt 2003: "Scholz & Friends war einmal die Vorzeige-Agentur. Jetzt hat sie an Glanz verloren." F.M. soll es richten.
Das hat er - mit Verlaub. Heute ist die Gruppe ein Konzern mit großen Kunden, WPP hält Anteile. 35 Jahre ist Scholz & Friends in diesem Jahr geworden. Für F.M Schmidt war es ein hartes Geschäftsjahr, eines das mit #Effiegate begann und dem Opel-Pitch endete. Beides ging gut aus für ihn und Scholz & Friends. Alles geschafft. Kommende Woche geht's zum Rapport bei Sir Martin Sorrell. Der dürfte zufrieden sein.
Tina Müller sagt: "Frank-Michael Schmidt ist ein CEO, auf den man sich verlassen kann und der in einer von Eitelkeiten durchsetzten Branche durch Loyalität und Kundenfokussierung glänzt. Einer der letzten Gentlemen in der Werbebranche."
Stolz ist der Gehuldigte darauf nicht. "Das wäre nicht mein Wort", sagt F.M. "Aber zufrieden bin ich schon."
So ist er eben. Wir gratulieren!
W&V-Videoblogger Mirko Kaminski hat F.M. Schmidt und seine Laudatorin direkt nach der Ehrung befragt:
Dass F.M. Schmidt auch ganz anders kann, das sehen Sie hier.