
Einzug ins RTL-Dschungelcamp?:
"Drahtseilakt": Lohfinks IBES-Kandidatur im Urteil des Medienexperten
Jo Groebel nennt das Geraune ums RTL-Dschungelcamp mit "GNTM"-Kandidatin Gina-Lisa Lohfink "heikel": Mitten in ihrem Prozess geht es um Vermarktung.

Foto: Axel Springer/W&V Online
Es vergeht derzeit kein Tag ohne "GNTM"-Kandidatin Gina-Lisa Lohfink auf der Titelseite der "Bild". Dieses Mal aber geht es nicht um ihre mögliche Vergewaltigung und den Prozess zu ihren angeblichen Falschaussagen. Am Mittwoch verkündet die Zeitung als Titelthema: "Gina-Lisa geht ins Dschungel-Camp". Ein genialer PR-Coup oder der gewagte Versuch, Aufmerksamkeit zu erhaschen und die Schlagzeilen zu verbessern?
Bei "Bild" könnte man es so formulieren: The same procedure as every year. Mitten im Sommerloch fängt das Springer-Boulevardblatt an, mögliche Kandidaten für die nächste Ausgabe von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" (IBES) zu verbreiten. Und RTL kommentiert die Spekulationen dann nicht. Oft trifft "Bild" dabei ins Schwarze.
Die 29-jährige Lohfink hat also gute Karten bei ihrer Dschungelcamp-Kandidatur. Doch steht sie derzeit wegen falscher Verdächtigung in Berlin vor Gericht. Sie hatte zwei Männer der Vergewaltigung bezichtigt. Die haben Strafanzeige gegen das Model wegen Verleumdung und Beleidigung gestellt. Gegen einen Strafbefehl legte Gina-Lisa Lohfink Widerspruch ein.
Daher sei die Ankündigung über den Dschungelcamp-Einzug ein "geschmacklicher Drahtseilakt", sagt Medienpsychologe Jo Groebel der Nachrichtenagentur "dpa". Lohfink stecke in einer juristisch schwierigen Situation. Es sei heikel, wenn es dann auf einmal um die Vermarktung geht. Generell könnten solche Schlagzeilen aber den Marktwert steigern, sagt der Medienexperte.
Mit Lohfink hätte der Sender eine Kandidatin, die sich derzeit wahrlich nicht über fehlende Publicity beklagen könne, meint Groebel. Ihr Fall hat eine bundesweite "Nein-heißt-Nein"-Kampagne angestoßen, für die selbst das feministische "Missy Magazine" die Hessin als "Heldin" feierte. Bei einem aktuellen Eintrag auf ihrer Facebook-Seite am Mittwoch geht Gina-Lisa Lohfink mit keiner Silbe aufs Dschungelcamp ein - da geht es nur um den Prozess.
Im Verfahren droht ihr eine Geldstrafe. Einer Reise ins australische TV-Lager im kommenden Januar stünde also nichts im Wege. Dann sollen die Moderatoren Sonja Zietlow und Daniel Hartwich die elfte IBES-Staffel wieder mit spitzen Kommentaren begleiten.
Gina-Lisa Lohfink würde sich im Dschungelcamp in eine ganze Riege ehemaliger "Topmodel"-Teilnehmerinnen einreihen: In diesem Jahr war Nathalie Volk eher unscheinbar. Polarisiert haben dagegen etwa Nacktmodel Micaela Schäfer, die heftig umstrittene Sarah Knappik und die Österreicherin Larissa Marolt. "Möglicherweise ist das Dschungelcamp eine ganz gute Rehabilitationsmaßnahme, die ein gutes Polster bringt", sagt Groebel. Die "Bild" schreibt von einer Gage von 150.000 Euro für Lohfink. Auch dazu von RTL kein Kommentar.
Sollte sie im Prozess unterliegen, dürfte auch das kein Hindernis am Camp-Einzug sein: "Zum Glück sind Dschungelcampbewohner noch nie nach juristischer Unversehrtheit bewertet worden", sagt Groebel. Und auch in diesem Fall könnte sich die Geschichte wiederholen: Am RTL-Lagerfeuer im Outback haben schon Schauspielerin Ingrid van Bergen ganz offen über den Totschlag an ihrem Mann und Arno Funke über seine Geschichte als Kaufhauserpresser Dagobert geplaudert.
ps/dpa