5 Fragen an Necati H. Dutar:
"Die Zeitung Abwab ist eine Hilfe für den Alltag der Flüchtlinge"
Wie geht es der Zeitung "Abwab", die Flüchtlinge seit einigen Monaten hierzulande auf Arabisch informiert? W&V Online hat bei Mitgründer Necati H. Dutar nachgehakt.
"Abwab" informiert seit Ende 2015 als erste bundesweite Zeitung in arabischer Sprache einmal im Monat Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und dem Nahen Osten. Das Blatt - "Abwab" steht für "Tür zur Welt"- soll den Flüchtlingen wichtige Informationen zum Alltag in Deutschland geben. Journalisten, die hier im Exil leben, liefern die Inhalte.
Wie hat sich "Abwab" bisher entwickelt? Sind die Erwartungen erfüllt worden? W&V Online hat bei Necati H. Dutar nachgefragt, der die Zeitung mitentwickelt hat.
Ihre Zeitung "Abwab" ist ein erstes und wichtiges Medium für Flüchtlinge in Deutschland. Welche Lehren haben Sie seit dem Start im Dezember ziehen können?
Die Leser der "Abwab" haben den Titel von Anfang an für gut befunden und konnten es kaum glauben, dass sie fernab ihrer Heimat eine kostenlose Zeitung in ihrer eigenen Sprache erhalten. "Abwab" hat sich nach den ersten sieben Ausgaben etabliert - als eine "Hilfe für den Alltag der Flüchtlinge". Eine Monatszeitung hat nicht den Anspruch über tagesaktuelle Ereignisse zu berichten, sondern dient als Orientierungshilfe zur Integration. Denn für diese Menschen ist hier in Deutschland wirklich alles neu.
Unser Helfer beziehungsweise Verteiler wünschen sich mehr Inhalte auf Deutsch, zumindest auf der Webseite, um im Dialog mit den Flüchtlingen gemeinsame Gesprächsgrundlagen zu haben.
Wie haben sich die Leserzahlen entwickelt?
Die Auflage ist nach sieben Ausgaben von 45.000 auf aktuell 70.000 Exemplare angewachsen. "Abwab" wird an über 600 Stellen bundesweit verteilt, wobei die Nachfrage nach der Zeitung stetig steigt. Im Februar haben wir die Facebook-Seite der "Abwab" gelauncht und zählen bisher über 41.000 Likes. Bei der im März gestarteten Webseite abwab.de haben wir im letzten Monat über 160.000 Besucher registriert.
Dies zeigt und bestärkt uns darin, dass die Zeitung und deren Inhalte für die Menschen eine große Hilfe darstellt, mit den neuen Lebensumständen in Deutschland zurechtzukommen und eine Orientierung zu finden. "Abwab" wächst, kommt aber mittlerweile an seine Grenzen.
Und wer ordert "Abwab"?
Die Anfragen kommen größtenteils von Behörden und Hilfsorganisationen wie DRK, Malteser, Caritas oder freiwilligen Helfern, aber auch zunehmend von Gemeindebibliotheken. Am Anfang waren es die Erstaufnahmeneinrichtungen der BAMF, wohin wir "Abwab" in Massen gesendet haben. Nun verlagert sich das mehr zu den kleinen Gemeinden, wo die Menschen inzwischen wohnen.
Wie steht es um die Finanzierung des ambitionierten Projekts?
Die "Abwab" ist rein werbefinanziert. Dass wir journalistisch ein so hochwertiges Produkt liefern können, liegt auch daran, dass die Journalisten bisher kein Geld bekommen. Sie dürfen ja auch mit dem Asyl-Status nicht arbeiten beziehungsweise etwas (dazu)verdienen.
Um die Qualität und Auflage auf dem gleichen hohen Niveau halten zu können, benötigen wir neue Einnahmequellen, das heißt Werbekunden beziehungsweise Sponsoren, die unser Projekt unterstützen. Wir würden gerne auf unserer Webseite abwab.de mehr Inhalte bilingual anbieten, was aber derzeit einfach wegen des fehlenden Budgets nicht möglich ist.
Welche Zielgruppen können Sie den Werbekunden bieten?
Werbekunden wollen in der Regel sofort einen "Return" ihrer Werbeinvestitionen sehen, dazu ist der Druck der Unternehmen in allen Branchen zu groß. Das Potenzial für unsere Zeitung ist daher im Augenblick sehr überschaubar. Wir hoffen gerade um Unterstützung von großen Unternehmen, die als Sponsoren auftreten und so einen gesellschaftlichen Beitrag leisten könnten.
Insbesondere unter den Flüchtlingen aus Syrien sind allerdings viele gut ausgebildete, junge Menschen, die zum Beispiel mit sehr guten Englischkenntnissen nach Deutschland geflüchtet sind. Diese Gruppe wird sehr leicht zu integrieren sein und stellt ein Potenzial für die Zukunft dar.
Die" Abwab" ist inzwischen eine Kommunikationsplattform für Behörden. Wir hoffen künftig auf mehr Anzeigen aus diesem Bereich und freuen uns über jede Unterstützung.