Es bleibt zu hoffen, dass die Zuschauer am Ball bleiben. Denn – etwas nüchtern ist die Show geraten. Vier todernste Unternehmer, die eher beim Schwestersender n-tv vermutet werden, und ein Charme-Feigenblatt in Person von HSE24-Ikone Judith Williams lassen "Die Höhle der Löwen" (gewollt?) ungemütlich erscheinen. Ehrliche Worte fallen, ungeschminkt, Gefühlsduselei kommt erst gar nicht auf. Das ist erfrischend und mutig. Doch ob Vox den deutschen Massengeschmack mit den "Löwen" treffen kann? Der FDP gelingt es nicht.

Der Show liegt das US-Format "Shark Tank" zugrunde, das beim Disney-Sender ABC bereits in der fünften Staffel mit Erfolg läuft. Doch im Gegensatz zu Deutschland herrscht in den Staaten ein sehr unternehmerfreundliches Klima, Erfolg wird beklatscht. Hierzulande werden erfolgreiche Manager eher mit Neidgefühlen beäugt – schon einmal zwang das Desinteresse des deutschen Zuschauers an Existenzgründern ein ähnliches Format in die Knie. Die frühere RTL-Reality-Show "Big Boss" mit Moderator und "Big Boss" Reiner Calmund aus dem Jahr 2004 wurde am Ende am späten Abend versendet.

Fazit: Vox gelingt mit der "Höhle der Löwen" ein neues und frisches Format, das kein Pendant im deutschen TV findet. Die "Löwen" alias Vural Öger, Judith Williams, Frank Thelen, Lencke Wischhusen und Jochen Schweizer erlauben einen realistischen Blick auf die knallharten Spielregeln in der freien Wirtschaft ("Du kannst doch nicht aus Mitleid investieren!"). So manchem jungen Zuschauer dürfte die Show Illusionen rauben. Negativ aufgefallen ist dagegen etwas ganz anderes: Werbung. Nach 21.45 Uhr sind im letzten Werbeblock Reklamefilme der Eventfirma des Jury-Mitglieds Jochen Schweizer zu sehen gewesen. Dabei liefert "Die Höhle der Löwen" den fünf Unternehmen schon eine ausreichend große Plattform für Werbung in eigener Sache.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.