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"Der Vintage Flaneur" feiert die gute alte Zeit
Neuer Titel für Nostalgiker: "Der Vintage Flaneur" kommt als zweimonatliches Magazin in den Pressehandel.
Ein neuer Titel für Nostalgiker: "Der Vintage Flaneur" kommt als zweimonatliches Magazin in den Pressehandel. Die ersten drei Ausgaben haben die Herausgeber, Duijm & Dovermann GbR, Verlag für Lebenskultur, Bonn, noch selbst, vor allem online, vermarktet, und erreicht nach eigenen Angaben damit bereits rund 10.000 Leser pro Ausgabe. Nun nimmt sich der IPS Pressevertrieb der Zeitschrift an. Ausgabe 4/2014 im Pocket-Format zeigt Enie van den Meiklokjes auf dem Titel (unten links) - ein passende Wahl, denn die Moderatorin ist für ihre exzentrische Kleidung mit einem Mix aus alt und neu, klassischen Schnitten und bunten Farben bekannt.
Die "gute alte Zeit", die das Heft feiert, sind die 20er bis 50er Jahre - das aktuelle Heft beschäftigt sich mit den 30ern. Die Macher beschreiben ihren Titel in den Mediadaten wie folgt: "'Der Vintage Flaneur', die Zeitschrift für ein modernes Leben im Stil der 20er- bis 50er-Jahre, bietet Schönes und Kleidsames für die Dame von Welt, Hinweise für den Sitz ihrer Haare und Wissenswertes für ihre Schönheit. Aber auch der mondäne Herr kommt auf seine Kosten: 'Der Vintage Flaneur' beinhaltet Herrenkultur vom Feinsten. Doch damit erschöpft es sich nicht: Im 'Vintage Flaneur' erfährt der Leser Interessantes aus dem Deutschland der Zeit der Wahl, über Kultur, Künstler, Literatur, Technik, Musik, Tanz, Essen und Trinken."
Damit scheint sich der Titel trotz des von Marketing und Werbung bereits überstrapazierten Trendworts "Vintage" im Namen auf die Werte der guten alten Zeit zu berufen, als Männer noch Herren waren und Hüte trugen und die Damen wussten, wie sie sich adrett präsentieren, nachdem sie für ihren Ehemann das Haus und die Kinder gebändigt hatten.
Der Grat ist ein schmaler: Kultur und Stil der goldenen Zeiten (politisch gesehen mindestens 12 Jahre davon einmal außen vor) haben fraglos ihren Reiz, außerdem ist "vintage" (also: Gebrauchtes, Altes und Antiquitäten) immer noch total "hip". Stil und Etikette der 20er bis 50er hatten aber ihren Preis: die gesellschaftspolitischen Bedingungen, auf denen sie wuchsen und gediehen - und die vielfach eben nicht nur mit gepflegter Kleidung und schicken Automodellen, sondern auch mit Engstirnigkeit, Doppelmoral und Gleichschaltung einhergingen. Immerhin: Das Heft hat den Anspruch, "den Leser mit Schönem und Wissenswertem " zu unterhalten und es "zeigt ihm verschiedene Wege, ein modernes Leben im im Stil der 20er- bis 50er-Jahre zu führen". Wir hoffen mal, die Betonung liegt auf "modern". Das Layout ist dies - bei allen nostalgischen Anleihen wirkt es frisch und hochwertig. Sehnsüchte der Konsumenten nach alten Werten, Stabilität und Nostalgie mag das befriedigen: Nicht umsonst gehört "Mad Men", in den 60ern spielend, zu den meist dekorierten Serien der vergangenen Jahre, "Der große Gatsby" mit Leonardo DiCaprio über die ausschweifenden 20er-Jahre war ein Kinohit 2013, neue Möbel und Klamotten werden heute absichtlich auf gebraucht getrimmt, um dem Zeitgeist zu entsprechen.
"Der Vintage Flaneur" kostet 6,80 Euro - und ist trotz der klassischen Aura in der heutigen Zeit angekommen, was die Medienstrategie anbelangt: Neben der Webseite betreibt der Bonner Verlag von "Frl. Miriam Dovermann" und "Herrn Frank Duijm" (so genannt in der offiziellen Mitteilung) einen Facebook-Auftritt für den Titel, twittert, ist auf Instagram und Pinterest aktiv. Und betreibt obendrein Crowdfunding: Wer sich an der Finanzierung des Titels beteiligen will, kann das via Vision Bakery.