
"Bunte" bringt Print-Magazin aufs iPad
Chefredakteurin Patricia Riekel geht selbst ohne das iPad nicht mehr aus dem Haus. Für Leser, die es genauso machen, adaptiert sie das Print-Heft fürs Tablet. Innovationschef Patrick Wölke erklärt zudem im Interview, dass es sich auch monetär lohnt.
Das Peoplemagazin "Bunte" aus dem Hause Burda launcht zum Heft 4/2012 erstmals eine E-Paper-App fürs iPad. Die elektronische Einzelausgabe ist mit 2,99 Euro 21 Cent billiger als das Print-Heft. Zusätzlich können auch Halbjahres- (74,99 Euro) oder Jahres-Abos (149,99 Euro) abgeschlossen werden. Neben der kompletten Bunte-Zeitschrift enthölt die App außerdem Videos sowie die aktuellen Nachrichten von Bunte.de.
Das iPad sei längst kein Spielzeug für Männer mehr, meint Patricia Riekel, Chefredakteurin der "Bunten", sondern gehöre zum Standardinhalt einer Damenhandtasche. „Ohne das iPad verlasse ich nie das Haus“, geht Riekel mit gutem Beispiel voran. Solche Leser will Riekel mit den Print-Inhalten begeistern. Außer im Apple-Universum könnte Burda künftig die Bunte auch über die Online-Kioske iKiosk (Axel Springer) oder Pubbles (Bertelsmann/Weltbild) verbreiten: „Wir warten die Entwicklung der jetzigen Angebote ab und werden danach Bunte gegebenenfalls auch in weiteren Kiosken anbieten“, kommentiert Riekel.
Zum Launch Patrick Wölke, Geschäftsführer Media Innovation Lab bei Burda, im Interview:
Kannibalisieren Apps von Printausgaben die Zugriffszahlen der entsprechenden Online-Sites?
Nein. Die ePaper App der Bunte ist ein völlig neues Produkt, es kombiniert unser erfolgreiches Magazin, welches auch in der App mit seinem linearen Leseerlebnis erhalten bleibt, mit stets hochaktuellen Videos und Meldungen von Bunte.de. In dieser Kombination bietet das bisher weder die Printausgabe noch die Online-Seite. Dafür wird es auch der Online-Seite nach wie vor ein breiteres Angebot an aktuellen Meldungen geben als in der ePaper App.
Warum kam die App für Bunte so spät? Welche Zeitschriften wollen Sie noch aufs Tablet holen?
Wir haben festgestellt, dass es auch in der digitalen Welt ein sehr großes Bedürfnis nach Orientierung besteht, nach einer App, in der Sie blättern können, die ein lineares Leseerlebnis bietet. Einer App, die ein Anfang und ein Ende hat, bei der man auch mal das Gefühl hat, alles wichtig für eine Woche erfasst zu haben, und die nicht alles mit allem unendlich verlinkt.
Viele Experten fordern, dass die Zeitschriften-App durch die multimedialen Möglichkeiten des Internets sich deutlich von der Print-Ausgabe unterscheiden muss. Etwa durch Sound, Videos etc. Was halten Sie von diesem Ansinnen?
Mir geht es um die Leserinnen und Leser sowie um die Werbepartner. In dieser Reihenfolge. Auch was ein Gerät wie zum Beispiel das iPad technisch in der Lage ist darzustellen, ist auch eher zweitrangig. Manchmal besteht die Kunst eben genau darin, einige Dinge nicht zu tun. Wir haben eine Kunst daraus gemacht Nichts zu tun..
Lohnen sich iPad-Apps der Print- Zeitschriften überhaupt aus monetärer Sicht?
Ja. Und zwar nicht irgendwann mal, sondern jetzt. Aber es geht natürlich schon darum, mit sehr viel Fingerspitzengefühl vorzugehen. Wir haben mit unserem iLab Content Pool eine zentrale Datenbank für Inhalte geschaffen, die in der Lage ist, Inhalte intelligent für neue Endgeräte zu verwerten und für diese zu optimieren.
Das bedeutet konkret?
Das bedeutet, wir können Endgerätespezifische “Varianten” erstellen, wie zum Beispiel jetzt die BunteePaper App, die im Kern die Printausgabe darstellt, aber mit für das iPad optimiertem Inhaltsverzeichnis, zusätzlicher Navigationsunterstützung, dem Lesemodus und zusätzlichen Multimediainhalten wie Videos. In unserem Content-Pool haben wir aktuell etwas über 20 Millionen Inhalte – und jeden Tag kommen einige Tausend hinzu. Das ist eine Schatztruhe – die werden wir mehr und mehr öffnen.