
"Bunte"-Affäre: Hamburger Pressekammer hört Zeugen an
Der Streit zwischen Gruner + Jahr und Burda in der sogenannten "Bunte-Affäre" ist in eine neue Runde gegangen. Das Landgericht Hamburg vernahm drei Zeugen. W&V-Korrespondent Florian Zettel war dabei.
Der Streit zwischen Gruner + Jahr und Burda in der sogenannten "Bunte-Affäre" ist in eine neue Runde gegangen. Am Freitagnachmittag wurden in der 24. Zivilkammer des Landgerichts Hamburg drei Zeugen von dem Vorsitzenden Richter Andreas Buske vernommen. Am 27. Mai will die Pressekammer dann das Urteil sprechen.
In dem Verfahren geht es um ein Unterlassungsbegehren der Zeitschrift "Bunte". Sie will dem "Stern" verbieten, den Eindruck zu erwecken, die Redaktion habe von zweifelhaften Observationsmethoden der von ihr beauftragten Foto- und Recherchefirma CMK bei der Bespitzelung von Politikern gewusst. Der "Stern" hatte im Februar über angeblich "dubiose Methoden" berichtet, mit denen die Agentur im Auftrag der "Bunten" das Privatleben von Franz Müntefering und Oskar Lafontaine ausspioniert haben soll.
In der Zeugenvernehmung durch "Stern"-Anwalt Helmuth Jipp bestritt nun CMK-Mitarbeiter Stefan Kießling, der als erster Zeuge vernommen wurde, unlautere Recherche-Methoden angewendet zu haben. Kießling verwies dabei auf den ehemaligen freien CMK-Mitarbeiter Thomas W., der einen "Ehrgeiz bei der Recherche entwickelt habe", den er als unangemessen empfunden habe. Dabei ging es um eine Observation, die den damaligen Linken-Parteichef Oskar Lafontaine und indirekt auch dessen Parteifreundin Sarah Wagenknecht betraf. Mittels einer Webcam, die auf einem Hausboot in der Nähe des Lafontaineschen Berliner-Domizils installiert werden sollte, hoffte W. auf exklusives Bildmaterial. Kießling dementiert, einen Auftrag dazu an W. vergeben zu haben. "Das machen wir nicht", will Kießling W. gesagt haben.
Ebenfalls verneinte Kießling, die "Bunte"-Redaktion von diesem Rechercheschritt in Kenntnis gesetzt zu haben. Erwartungsgemäß dementierten auch die zwei Zeugen aus der "Bunte"-Redaktion, Sebastian von Bassewitz (Stellvertreter der Chefredakteurin) und Tobias Lobe (Ressortleiter Politik/Wirtschaft) von CMK über eine Observierung unterrichtet worden zu sein. "Von der Hausboot-Geschichte habe ich erst durch den 'Stern'-Bericht erfahren", so von Bassewitz, der darüber klagte, dass er nach dem Bericht in der Branche mit Hohn und Spott bedacht wurde und die "Bunte" unter der Berichterstattung gelitten habe.
Unterdessen räumten beide Seiten auf Nachfrage Jipps ein, dass CMK weiterhin für die Bunte arbeitet.