
"Bild" schließt Frieden mit Günter Wallraff
Wind of Change: Das ägyptische Volk stürzt Mubarak, die CSU schaltet bayerische Atomkraftwerke ab und jetzt macht "Bild" auch noch Günter Wallraff zum "Gewinner des Tages".
Wind of Change: Das ägyptische Volk stürzt Mubarak, die CSU schaltet bayerische Atomkraftwerke ab und jetzt macht "Bild" auch noch Günter Wallraff zum "Gewinner des Tages".
Hartgesottene Springer-Kritiker, die am Freitagmorgen versehentlich die "Bild"-Zeitung aufgeschlagen hatten, trauten ihren Augen nicht: Günter Wallraff, langähriger Intim-Feind der größten deutschen Boulevard-Zeitung, erschien auf der Titel-Seite in der täglichen "Gewinner/Verlierer"-Rubrik. Und er war nicht der Loser des Tages.
Wallraff sei "vom renommierten New York Festival World’s Best Television & Films geehrt" worden, informierte das Blatt ihre Leser. Sein Dokumentarfilm "Günter Wallraff: Schwarz auf Weiß“ habe dort die "höchste Auszeichnung" gewonnen, die "Gold World Medal". Die Seite-eins-Meldung schloß mit den Worten "Bild meint: Herzlichen Glückwunsch".
In den 70er und 80er Jahren hatten sich der Springer-Verlag und Wallraff zahlreiche Gerichtsprozesse geliefert. Auslöser war Wallraffs mehrmonatige Undercover-Recherche in der "Bild"-Redaktion Hannover, wo er unter falschem Namen angeheuert hatte ("Der Mann, der bei 'Bild' Hans Esser war"). Wallraff veröffentlichte drei Bücher über das Innenleben und die Arbeitsweise der "Bild"-Zeitung und profilierte sich als einer der schärfsten Kritiker des Boulevard-Blatts.
Springer hat sich in den vergangenen Jahren mehrmals bemüht, Gräben zu überwinden. Aber auch die alten Kämpfer scheinen müde geworden zu sein: So ist "Emma"-Chefin Alica Schwarzer nicht nur als Autorin sondern auch Testimonial für "Bild" aktiv geworden.