
Analyse von Blockbustern zum Weltfrauentag:
"Avengers" bestehen den Sexismus-Test
Fünf der zehn erfolgreichsten Kinofilme 2018 bestehen den Bechdel-Test: Anhand dessen lässt sich eingrenzen, ob Frauen gleichberechtigt dargestellt werden.

Foto: Marvel Studios
Am Freitag ist der internationale Tag der Frauen. Den hat das Portal Vergleich.org zum Anlass genommen, die Kinohits des Jahres 2018 dem Bechdel-Test zu unterziehen. Den gibt es seit 1985: Comicbuchautorin Alison Bechdel hat ihn entwickelt, anhand von drei Fragen lässt sich darauf schließen, wie es mit der Gleichstellung in einem Film aussieht.
- Kommen mindestens zwei namentlich bekannte Frauen vor?
- Wenn ja, reden diese Frauen miteinander?
- Und zwar über etwas anderes als Männer?
Nur wenn alle drei Fragen mit Ja beantwortet werden, sind Frauen in einem Film nicht grob benachteiligt.
"Den Test zu bestehen, ist zwar allein noch kein Garant für eine emanzipatorische Handlung, aber es schafft eine gute Grundlage", sagt Désirée Rossa von Vergleich.org, die die Analyse geleitet hat.
Unter den Filmen mit den international höchsten Einspielergebnissen 2018 steht es Fifty-fifty: Fünf bestehen den Bechdel-Test, fünf fallen durch. (Für die Auswertung wurden die Daten der offiziellen Bechdel-Test-Seite auf die zehn erfolgreichsten Filme des Jahres 2018 angewendet.)
Bestanden haben die Comicvefilmungen und Action-Streifen "Avengers - Infinity War" von Marvel - der erfolgreichste Film des Kinojahres 2018 -, "Black Panther", "Jrassic World 2", "Die Unglaublichen 2" und "Ant-Man and the Wasp". Alle fünf stehen nicht unbedingt unter Verdacht, "Frauenfilme" zu sein. Auffallend: Vier dieser fünf Filme führen außerdem die Liste nach Einspielergebnis an.
Diese fünf sind im Bechdel-Test durchgefallen - und nur bei einem gibt es dafür einen triftigen Grund:
Der oscarprämierte Film über Queen-Frontmann Freddy Mercury, "Bohemian Rhapsody", handelt von einer reinen Männerband und deren homosexuellem Leadsänger. "Wieso sich aber beispielsweise im zweiten Teil von 'Phantastische Tierwesen' keine zwei Frauen miteinander über etwas anderes als Männer unterhalten, lässt sich kaum nachvollziehen – immerhin gibt es in der Story einige starke Frauenfiguren", sagt Désirée Rossa. Der erste Teil hatte den Test bestanden, ebenso wie die Harry-Potter-Filme von Autorin J. K. Rowling.
Dass die Top vier aus den zehn erfolgreichsten Filmen den Test bestehen, darf durchaus als Hinweis verstanden werden: Für Produzenten kann es - von MeToo-Debatten und einem überfälligen Wandel der Rollenbilder abgesehen - sehr wirtschaftlich sein, die Hälfte des potenziellen Kinopublikums nicht vor den Kopf zu stoßen.
Laut Analyse der New York Film Academy ist es aber 100 Jahre nach der Einführung des Wahlrechts in Deutschland (und 99 nach dessen Einführung in den USA) noch immer so, dass auf neun Männer in Filmen nur vier Frauen kommen. Männer haben doppelt so viele Sprechrollen.
Marvel übrigens, das mit den "Avengers" den Erfolgsfilm 2018 produzierte, bringt übrigens nun mit "Captain Marvel" seine erste weibliche Titelheldin in die Kinos. Wettbewerber DC Comics (Warner) schaffte es mit "Wonder Woman" 2017 immerhin auf Platz zehn der erfolgreichsten Filme des Jahres (821 Mio. Dollar; Quelle: Boxofficemojo).