Tech-Kolumne:
TechTäglich: Rolling Stones mit Corona-Song auf YouTube
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit "Living In A Ghost Town" von den Rolling Stones und dem ersten Mac mit iPhone-Prozessor.
Rolling Stones: Neuer Corona-Song auf YouTube
Letztes Wochenende waren die Rolling Stones noch in Lady Gagas Benefiz-Konzert "One World: Together at Home" zu bestaunen. Mick Jagger, Keith Richards, Ron Wood und Charlie Watts musizierten jeder bei sich zuhause – und schrammelten per Videoschalte gemeinsam eine wunderbar entspannte Version von "You Can't Always Get What You Want". Nur wenige Tage später sorgen die Stones jetzt erneut für Aufsehen – mit ihrem ersten neuen Song seit dem Ende 2012 erschienenen "Doom And Gloom". Die neue Single heißt "Living In A Ghost Town", ist am Donnerstagabend bei YouTube erschienen – und seit heute auch bei Streamingdiensten wie Apple Music und Spotify verfügbar.
"Leben in einer Geisterstadt" – der Song passt bestens in die aktuelle Corona-Zeit, zumal das Video ein geisterhaft menschenleeres London zeigt. Laut Mick Jagger entstand das Stück größtenteils aber bereits Ende 2019 bei einer Aufnahmesession in Los Angeles, und wurde nun von der Wirklichkeit eingeholt. Gegenüber Apple Music erklärte der Stones-Sänger: „Es wurde nicht für den jetzigen Zustand geschrieben, das war einer dieser verrückten Zufälle. Es geht um einen Ort, der einst voller Leben war, und der nun sozusagen dieses Lebens beraubt wurde." Damit der Text dermaßen gut in die Corona-Welt passt ("Life was so beautiful, then we all got locked down"), haben Mick und Keef ihn aber etwas überarbeitet. Viel wichtiger für Stones-Fans: "Living In A Ghost Town" macht mit seinen Reggae- und Dub-Anleihen richtig Spaß. Ein neues Album planen die alten Herren laut Jagger aber vorerst noch nicht.
Porsche: CarPlay-Radio für Oldtimer
Welches Autoradio passt in einen klassischen Porsche 911? Hier haben Oldtimer-Fans im Grunde zwei Möglichkeiten: Entweder ein zeitgenössisches altes Radio, das toll ausschaut, das aber auf Multimedia-Funktionen verzichtet. Oder ein modernes Navi-Radio, das sich mit ein paar Tricks ebenfalls einbauen lässt – das aber die Oldtimer-Optik im Cockpit ruiniert. Porsche bietet nun das Beste aus beiden Welten: Ein Radio, das auf den ersten Blick kaum anders aussieht als ein Blaupunkt aus den 60ern oder 70ern, das aber zeitgemäße Technik mit Navi, Digitalradio DAB+ und Bluetooth-Telefonieren bietet. Sogar Apples iPhone-Anbindung CarPlay haben die Porsche-Techniker auf das längliche 3,5-Zoll-Display gequetscht. Android funktioniert dagegen zumindest vorerst nicht.
Das 1.440 Euro teure Porsche Classic Communication Management (PCCM) passt in den jahrzehntelang üblichen 1-DIN-Radioschacht von Porsche-Oldtimern zwischen dem ersten 911 von 1963 und dem letzten luftgekühlten Modell von 1998. Die Bedienung erfolgt über einen Touchscreen, funktioniert aber auch nach alter Väter Sitte mit zwei Knöpfen und sechs Tasten. Für neuere 911er und Boxster zwischen 1996 und 2006 bietet Porsche für 1.607 Euro auch eine Lösung für den doppelt so großen 2-DIN-Schacht an, die mit 7-Zoll-Touchscreen ebenfalls CarPlay ab dem iPhone 5 unterstützt.
Roboter-Hund sortiert Corona-Patienten aus
Eigentlich soll Spot, der furchteinflößende Roboter-Hund des US-Herstellers Boston Dynamics, Wachdienst in Firmen und Fabriken schieben – und dort Ganoven verscheuchen und Einbrüche melden. Corona hat dem KI-Vierbeiner nun aber einen neuen Job verschafft. In Neuaufnahme-Zelten vor dem Brigham and Women's Hospital in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts hilft Spot dabei, frisch erkrankte Corona-Patienten zu erfassen und den richtigen Stationen zuzuordnen. Ein Hunde-Roboter, der Erkrankte im Hospital begrüßt und untersucht – für viele Patienten dürften das eher gruselige Aussichten sein.
Für seine neue Aufgabe als "Tier-Arzt" wurde Spot mit einem iPad als Kopf ausgestattet. Darauf erscheint das Gesicht eines echten Krankenhaus-Mitarbeiters, der mit den Patienten spricht und ihre Symptome erfasst. Die KI-Technik soll die Aufnahme der Erkrankten vereinfachen – und den engen Kontakt zwischen Klinikpersonal und Corona-Patienten reduzieren. Bisher fehlen Spot aber Sensoren für Körpertemperatur, Blutdruck, Herzschlag, Atemfrequenz oder Sauerstoffsättigung, die die Erfassung noch einfacher machen würden. Doch Hersteller Boston Dynamics arbeitet unter anderem bereits an einer Wärmebildkamera für das Messen von Fieber. Auch zum Desinfizieren eines Krankenhauses soll sich der KI-Hund künftig einsetzen lassen, so The Verge.
Half-Life Alyx: VR-Spiel verkauft sich bescheiden
"Half-Life: Alyx" ist das erste wirkliche Triple-A-Videospiel, das ausschließlich in einer Version für Virtual-Reality-Brillen erschienen ist. Einen Monat nach der Veröffentlichung fällt die Zwischenbilanz der Marktforscher von Superdata ernüchternd aus. Seit 23. März hat Hersteller Valve trotz ausgezeichneter Kritiken weltweit nur rund 860.000 Exemplare verkauft, die für einen Umsatz von 40,7 Millionen Dollar (37,7 Millionen Euro) gesorgt haben. Für eine Erfolgsmarke wie „Half-Life“ sind das bescheidene Zahlen. Ein klassisches neues Half-Life-Spiel hätte sich mittlerweile sicherlich millionenfach verkauft.
Unter den bisher noch wenigen VR-Spielern war "Alyx" allerdings ein enormer Erfolg. Weil bisher weltweit nur rund vier Millionen solcher Brillen verkauft wurden, hat sich etwa jeder fünfte Besitzer das neue "Half-Life" zugelegt. Insgesamt bleibt die Nutzung von VR im Spielebereich aber weiterhin bescheiden. Und nach den jüngsten Erfahrungen von Valve dürften Entwickler auch künftig wenig Lust verspüren, Top-Spiele für Virtual-Reality-Hardware zu veröffentlichen. Zum Vergleich: id Software hat von seinem Shooter "Doom Eternal" im März allein per Download drei Millionen Stück verkauft.
Intel outside: 2021 kommt der Mac mit iPhone-Prozessor
Der Wechsel war seit Längerem erwartet worden. Und nun wird es offenbar ernst. Apple will laut Bloomberg bereits 2021 zumindest ein MacBook mit einem eigenen ARM-Prozessor auf den Markt bringen – also mit der Prozessor-Technik, die es auch in iPhone und iPad verwendet. Damit würde genau 15 Jahre nach dem Wechsel von PowerPC-Chips auf Intel-Prozessoren bei Apple gelten: Intel outside! Die Zusammenarbeit zwischen den beiden US-Firmen war schon seit Jahren angespannt, weil die Intel-Chips zu viel Strom verbrauchen, zu viel Kühlung erfordern – und weil Intel mit (un)schöner Regelmäßigkeit angekündigte Starttermine für neue Prozessor-Generationen nicht einhält. Apple musste neue Macs deshalb immer wieder verschieben.
Apples eigene Prozessoren für iPhone und iPad mit integrierter Grafik werden dagegen immer leistungsstärker. Der aktuelle A13-Bionic-Chip reicht bereits an einige MacBooks heran, verbraucht dabei extrem wenig Strom – und benötigt keinerlei aktive Kühlung mit einem Ventilator. Als erstes Modell könnte ein MacBook Air 2021 einen A14-Prozessor mit mindestens zwölf Kernen erhalten. Für Top-Rechner wie MacBook Pro oder iMac Pro dürfte die Leistung laut Bloomberg dagegen momentan noch nicht ganz ausreichen, hier soll die Umstellung länger dauern. Als Betriebssystem bleibt das bewährte macOS an Bord, Mac-Computer mit iOS plant Apple demnach nicht. Damit die bisherigen Programme für Intel-Macs auch auf neuen ARM-Rechnern funktionieren, arbeitet Apple an einer Art Emulator – ähnlich wie 2006 beim Wechsel auf Intel, als diese Technik "Rosetta" hieß.