Mohn-Hype in Kalifornien :
Wenn aus #SuperBloom #PoppyShutdown wird
Der blühende Goldmohn lockt zur Zeit viele Instagrammer in die kalifornischen Stadt Lake Elsinore. Nun reagiert die überforderte Gemeinde und schließt den Walker Canyon für Besucher.
Für das, was aktuell Lake Elsinore, südöstlich von Los Angeles, zum Verhängnis wird, gibt es mittlerweile einen Fachbegriff: "Instagramability" - zu deutsch, Orte, die sich besonders gut für (Instagram-) Fotos eignen. Ein für kalifornische Verhältnisse ungewöhnlich nasser Winter hat die früh-jährliche Goldmohnblüte besonders prächtig ausfallen lassen.
Angelockt durch die orange Farbenpracht, strömen nun die Touristenscharen in das 60.000-Einwohner-Städtchen, das unweit der blühenden Landschaften des Walker Canyon liegt.
Bewaffnet mit Smartphone, Selfiestick und Drohne ziehen Influencer und solche, die es werde wollen, in den Kampf um Likes, Engagement und das blumigste Foto. Unter dem Hashtag #SuperBloom finden sich auf der Plattform bereits über 100.000 Bilder. Lake Elsinore war dem Ansturm nicht gewachsen. Der Andrang führte zu verstopften Straßen, bis schließlich der Verkehr zusammenbrach.
Auf den Hype folgte der Shitstorm
Die PR-Abteilung der Stadt versuchte Anfang der Woche, das Chaos dort einzufangen, wo es begonnen hatte - in den sozialen Medien. Auf Facebook schrieb das Rathaus "Die Situation ist eskaliert". Mit dem Verweis darauf, dass sie den Besucherandrang nicht länger stemmen könne, schloss die Stadt den Walker Canyon für Besucher.
Aus #SuperBloom wurde #PoppyShutdown.
Gegenwind kriegen die Mohn-Fans auch aus der eigenen Community. Unter vielen Posts finden sich kritische Kommentare, die vor allem auf die negativen Folgen für die Natur aufmerksam machen. "Wie viele Blüten hast du dafür getötet?" oder "Respect the nature!" schrieben User unter diese spektakuläre Luftaufnahme.
Tatsächlich ist ein Verlassen der gekennzeichneten Wanderwege im Walker Canyon nicht gestattet. Die märchenhaften Aufnahmen in einem Meer aus Goldmohn, hätten daher niemals entstehen dürfen.
Die Posse um Lake Elsinore ist das jüngste Beispiel einer Entwicklung, die Touristiker und Umweltschützer gleichermaßen beunruhigt. Tourismusunternehmen haben durch Plattformen wie Instagram teilweise die Kontrolle über ihre Destinationen verloren. Oft reicht schon ein Foto, um aus dem Nichts einen Hype auszulösen. Die Verantwortung für den betroffenen Ort liegt dann bei der Community. Jedoch schert sich diese meist wenig um das Wohl der Bewohner oder der lokalen Flora.
Was zählt, ist das perfekte Bild.