May: "Ranking in diesem Jahr keine Aussagekraft"

Dass 2020 alles anders ist, liegt nicht nur daran, dass viele Award-Shows abgesagt oder verschoben wurden. Auch haben viele Kreativdienstleister beschlossen, gar nicht erst einzureichen. Im April einigten sich fast alle wichtigen Agenturen darauf, keine weiteren Wettbewerbe zu beschicken.

"Es wäre unseren Mitarbeitern schwer zu vermitteln, wenn in der Branche einerseits Kurzarbeit diskutiert wird, wir andererseits aber Zeit und Geld in Kreativ-Shows investieren", begründete damals Grabarz & Partner-Kreativchef Ralf Heuel die kollektive Maßnahme, die er selbst mit initiiert hatte.

Die Auswirkungen sind deutlich zu erkennen: Vorjahres Saison-Champion DDB, einer der Nicht-Einreicher, dümpelt mit 286 Punkten aktuell auf Platz 10. DDB-Kreativchef Dennis May macht das aber keine Sorgen:

"In diesem Jahr ist bekanntlich alles anders. Dazu gehört, dass das Ranking in diesem Jahr keine Aussagekraft hat, da der Großteil der Agenturen komplett verzichtet oder nur sehr reduziert einreicht. Deswegen glauben wir, dass die Entscheidung richtig war und ist, bei den Awards zu pausieren."

Auch vom abgeschlagenen Zweitplatzierten Jung von Matt wäre in einem normalen Jahr deutlich mehr zu erwarten. Gleiches gilt für den Dritten Serviceplan, der sich ebenfalls am Einreichungsstopp beteiligte. Die Kreativchefs beider Schwergewichte finden genau wie May ein Ranking im Corona-Jahr wenig aussagekräftig.

Serviceplans Alexander Schill wird deutlich: "In diesem Jahr ein Kreativ-Ranking zu veröffentlichen, ist absurd." Er verteidigt genau, wie Götz Ulmer von Jung von Matt die Entscheidung, auf Einreichungen zu verzichten.

Haltung bleibt wichtig

All das soll die Leistung von Scholz & Friends nicht schmälern. Zwar gehörte die Agentur nicht zur Heuelschen Allianz; auch sie nahm aber coronabedingt an weniger Award-Shows teil als sonst. Kreativchef Spaetgens über das Abschneiden seiner Agentur:

"Natürlich freuen wir uns beim diesjährigen Ranking an der Spitze zu stehen. Nach dem ersten Platz beim W&V Data-Kreativranking im vergangenen Jahr ist dieser wiederholte Erfolg besonders schön, denn die Kontinuität unserer kreativen Arbeit liegt uns am Herzen. Aber wir bleiben dabei: Unser Seelenheil hängt nicht von Platz eins ab. Kreativpreise sind ein wichtiges Kriterium für die Leistungsfähigkeit einer Agentur, aber sie sind keine Universalwährung."

Die von Spaetgens angesprochene Kontinuität speist sich in erster Linie aus dem herausragenden Erfolg des Tampon-Buchs. Keine Arbeit hat 2020 mehr Punkte eingebracht. Kunde The Female Company führt mit großem Abstand das Auftraggeberranking an:

W&V Data

Die Vorliebe der Award-Jurys für gesellschaftspolitische Arbeiten setzt sich also fort. 2019 gewann Reporter ohne Grenzen. Haltung bleibt wichtig – wenigstens eine Konstante in einer Zeit, in der alles anders ist.

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Autor: Maximilian Flaig

Maximilian Flaig studierte Amerikanistik in München, volontierte bei W&V und schrieb währenddessen auch für die Süddeutsche Zeitung. Der gebürtige Kölner verantwortet die Themenbereiche Performance & Analytics, KI & Tech sowie SEO und hat ein besonderes Faible für Sportmarketing.